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25.8.1967: Farbfernsehen in Deutschland
Das Tanzorchester Max Greger spielte auf, als am 25. August 1967 25 Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland den Beginn des Farbfernsehens erleben durften. Seitdem sieht die Republik bunt - nun ja, nicht sofort und nicht alle. Am Anfang waren es nicht einmal 6000 Haushalte, die die legendäre Panne auf der Internationalen Funkausstellung in Farbe mitverfolgen konnten.
Um 10.58 Uhr drückte Außenminister Willy Brandt auf den Roten Knopf, der schon rot war, bevor er offiziell farbig sein durfte. Der Grund: die Techniker hatten den Impuls sieben Sekunden zu früh ausgelöst. So fiel auf, dass Willi Brand nur ein Attrappe vor sich stehen hatte.
Die erste Mondlandung und die Olympischen Sommerspiele 1972 waren es, die dem Farbfernsehen in Deutschland zur Verbreitung halfen. In den USA gab es bunte Bilder schon Ende der 1950er Jahre, doch der US-amerikanische Fernsehstandart gefiel den Europäern nicht. Deshalb entwickelten Sie mit PAL und SECAM eigene Farbsysteme. Einigen konnten sich die Europäer jedoch nicht. Deshalb gibt es bis heute in Frankreich, Mittel- und Osteuropa die SECAM-Norm, in Westeruopa dagegen das PAL-System.
Der Durchbruch der Farbe im Wohnzimmer kam bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Immerhin zehn von 100 Haushalten hatten zu diesem Zeitpunkt einen "Nordmende Spectrum", einen "Grundig Color" oder irgendeine andere bunte Flimmerkiste in ihrer Wohnung stehen, und die Hersteller produzierten schon jedes zweite Neugerät mit Farbempfang.
Nach zwei Gebührenerhöhungen diskutierten die Medienkritiker engagiert die Frage, ob Farbe im Fernsehen nicht zu teuer sei. So auch in einem zeitgenössischen Beitrag der Deutschen Welle.
In "Funkuhr" und "Gong" prangte ein fettes "F" vor den Filmen, die in Farbe ausgestrahlt wurden. Color-Fernsehen änderte auch die Alltagsästhetik: Die breitkarierten Blusen verschwanden ebenso wie die übergroßen Kragen an den Blusen der Ansagerinnen. Blau war tabu, weil das Farbsystem diesen Ton nicht umsetzen konnte; es überwogen die Pastellfarben. Grund genug für die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft zu spotten.
Heute gibt es keine Schwarzweiß-Geräte mehr zu kaufen. Stattdessen flimmern 32 Millionen Farbsets in den Wohnzimmern der Bundesbürger. Und auch zum Ruin des Fernsehens ist es nicht gekommen, stattdessen kann heute fast jeder mit einer einfachen Videokamera selbst buntes Fernsehen machen.
Autor: Thomas Spang
Das Tanzorchester Max Greger spielte auf, als am 25. August 1967 25 Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland den Beginn des Farbfernsehens erleben durften. Seitdem sieht die Republik bunt - nun ja, nicht sofort und nicht alle. Am Anfang waren es nicht einmal 6000 Haushalte, die die legendäre Panne auf der Internationalen Funkausstellung in Farbe mitverfolgen konnten.
Um 10.58 Uhr drückte Außenminister Willy Brandt auf den Roten Knopf, der schon rot war, bevor er offiziell farbig sein durfte. Der Grund: die Techniker hatten den Impuls sieben Sekunden zu früh ausgelöst. So fiel auf, dass Willi Brand nur ein Attrappe vor sich stehen hatte.
Die erste Mondlandung und die Olympischen Sommerspiele 1972 waren es, die dem Farbfernsehen in Deutschland zur Verbreitung halfen. In den USA gab es bunte Bilder schon Ende der 1950er Jahre, doch der US-amerikanische Fernsehstandart gefiel den Europäern nicht. Deshalb entwickelten Sie mit PAL und SECAM eigene Farbsysteme. Einigen konnten sich die Europäer jedoch nicht. Deshalb gibt es bis heute in Frankreich, Mittel- und Osteuropa die SECAM-Norm, in Westeruopa dagegen das PAL-System.
Der Durchbruch der Farbe im Wohnzimmer kam bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Immerhin zehn von 100 Haushalten hatten zu diesem Zeitpunkt einen "Nordmende Spectrum", einen "Grundig Color" oder irgendeine andere bunte Flimmerkiste in ihrer Wohnung stehen, und die Hersteller produzierten schon jedes zweite Neugerät mit Farbempfang.
Nach zwei Gebührenerhöhungen diskutierten die Medienkritiker engagiert die Frage, ob Farbe im Fernsehen nicht zu teuer sei. So auch in einem zeitgenössischen Beitrag der Deutschen Welle.
In "Funkuhr" und "Gong" prangte ein fettes "F" vor den Filmen, die in Farbe ausgestrahlt wurden. Color-Fernsehen änderte auch die Alltagsästhetik: Die breitkarierten Blusen verschwanden ebenso wie die übergroßen Kragen an den Blusen der Ansagerinnen. Blau war tabu, weil das Farbsystem diesen Ton nicht umsetzen konnte; es überwogen die Pastellfarben. Grund genug für die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft zu spotten.
Heute gibt es keine Schwarzweiß-Geräte mehr zu kaufen. Stattdessen flimmern 32 Millionen Farbsets in den Wohnzimmern der Bundesbürger. Und auch zum Ruin des Fernsehens ist es nicht gekommen, stattdessen kann heute fast jeder mit einer einfachen Videokamera selbst buntes Fernsehen machen.
Autor: Thomas Spang