Umgehen mit Trauer

A

Apple

Guest
der thread über kirche und glauben hat mich auf den gedanken gebracht, wie andere menschen mit ihrer trauer umgehen. ich habe vor einem jahr einen geliebten menschen verloren und kann eigetlich bis heute noch nicht so recht damit umgehen.
ich meide den gang auf den friedhof, weil ich nicht so recht begreifen kann, dass dieser mensch dort unter der erde liegt.
ich hab alles mehr oder weniger verdrängt, weil ich keinen hatte mit dem ich wirklich darüber reden konnte was ich empfinde. meine familie glaubt, so denke ich, dass ich mir wenig gedanken darum mache aber in wirlichkeit vermeide ich einfach viel daran zu denken, weil mich der gedanke an den tod total fertig macht. ich denke das ist einfach meine art damit fertig zu werden, aber ich hab angst, dass es nur ein verdrängen der tatsachen ist. hat jemand von euch schon mal solche erfahrungen gemacht? und wie geht ihr mit trauer um?
 
I

Isabella

Guest
hallo,

wie man mit Trauer umgeht kommt immer auf die Person an sich an. Man wählt eher unbewusst wie man das tut. Wahrscheinlich in dem Glauben es sei besser so als anders. Ich kann nur von der Erfahrung sprechen als meine Großmutter vor *überlegt* ca 6 Jahren gestorben ist. Ich hab sie abgöttisch geliebt, war eben die Lieblingomi ;) Und als sie dann krank wurde und es nimmer bergauf ging war es eine mischung aus trauer (da man sich damit anfreunden musste das 'es ' passieren könnte) und mitleid. Sie erkannte am Ende nochnichtmal ihre familie.
Bei der beerdigung, als der Pfaffe/Priester (?) da vorn von Leben und Tod sprach und seinen text runterredete konnte ich nicht weinen. Ich weiß nicht warum, es war ein schwerer verlust klar. Aber auf der anderen Seite war es durch diese unheilbare Krankheit eine Erlösung für sie. Ich hätte nicht gewollt das sie sich noch lange damit quälen muss. Es tat einfach weh sie so zu sehen weil sie immer eine starke frau war.
Ich bin dann auch lange nicht am Grab gewesen, aber irgendwann habe ich mich überwunden, auch wenn es anfangs schwer war. Ich hab mich tatsächlich mit dem grab unterhalten *hust*. So als ob sie da wäre. Hab ihr so erzählt was es neues gab und was in nächster Zeit ansteht und so.
Mag sich wirklich komisch anhören ^^' abe rich habe mich wirklich gut gefühlt als ich dann gegangen bin.
 
A

Apple

Guest
genauso war es auch bei mir. ich bin mit meiner oma großgeworden, denn meine mutter hat nach meiner geburt schnell wieder angefangen zu arbeiten. sie hat immer bei uns gewohnt und ich hätte mit nie vorstellen können, dass sie auf so eine art und weise sterben würde.
sie hat die letzten zwei jahre auch niemanden mehr erkannt, was mir sehr zu schaffen machte.
ich war zum teil sehr wütend und abweisend ihr gegenüber, weil ich nicht begreifen konnte, wie sie mich vergessen konnte. jetzt weiß ich dass sie nichts dafür konnte und ich habe ein sehr schlechtes gewissen, weil ich so wenig verständnis hatte. ich konnte einfach nicht fassen, als sie eines tages fragte wer ich bin. ich hab mich dann sehr distanziert, weil es einfach zu sehr weh tat.
als sie starb war ich nicht bei ihr, weswegen ich mir heute große vorwürfe mache. wenn ich an ihr grab gehe, dann hab ich nicht das gefühl ihr nahe zu sein, deshalb ist es für mich auch nicht so wichtig. ich habe angst dass z.b. meine mutter denkt, dass mir alles egal ist, denn für sie ist ihr grab sehr wichtig und ich denke sie erwartet insgeheim auch dass ich regelmäßig zum friedhof gehe.
 
I

Isabella

Guest
Das weiß ich nicht ob sie es erwartet, aber das scheint ihre Form zu sein mit ihrer Trauer umzugehen. Bei meiner Mutter ist es auch so. Das Grab sorgsam zu pflegen und oft da zu sein scheint über die Trauer hinweg zu helfen. Mir selbst reicht es wenn ich ab und zu mal hingehe wenn ich in der Nähe bin (ist nicht in der gleichen Stadt). Aber vielleicht solltest du mal mit deiner Mutter offen darüber sprechen?
 
A

Apple

Guest
nein ich denke nicht, denn wenn ich ihr sagen würde, dass es mir nicht hilft ans grab zu gehen, dann verletzt das vielleicht ihre gefühle und das will ich nicht.
 
I

Isabella

Guest
Ich denke mal es kann auch sein das sie sich das auch denken kann. Es gibt eben solche denen es leichter fällt an einem Grab zu stehen und solche die soetwas nicht wirklich können.
Und jedwede Form von dieser trauer sollte man auch akzeptieren.
Ich würde jedenfalls nicht erwarten das jemand ans grab mitgeht weil ich sonst denken würde die Person die gestorben ist ist demjenigen dann nicht wichtig.
 
A

Apple

Guest
es ist irgendwie so, dass ich selbst denke ich sollte öfters hingehen, weil es sich ja so "gehört". wenn ich dann wieder ein paar wochen nicht da war und mich aufraffe hinzugehen, dass kommt alles wieder hoch. mir wird dann bewusst, dass sie wirklich nie wieder kommt. einerseits weiß ich dass der tod für sie eine erlösung war und ich habe mir auch oft gewünscht, dass sie von ihren qualen erlöst wird, aber dann vermisse ich sie wieder so sehr und wünschte sie wär noch da, auch wenn es damals sehr schwer war für sie und die ganze familie. ich bin froh dass sie ihren frieden gefunden hatt, kann aber dennoch nicht wirlich loslassen.
 

Kimbo

Bekanntes Mitglied
Hm ..

also ich hab damals alles einfach in mich reingefressen. Immer wenn ich traurig war habe ich z.B. nicht angefangen zu heulen, sondern ich wurde sauer und aggressiv. Mittlerweiel muss ich ehrlich sein, hab ich meinen Weg zu Gott gefunden. Ich bin nicht so einer, der sich strikt an die Bibel hält und jeden Sonntag in die Kirche geht, doch ich denke einfach halt anders über einige Sachen die in meinem Leben passiert sind oder noch passieren werden. In meinen Augen hat alles was passiert eine bestimmte Bedeutung um mich zu diesem Menschen zu machen, der ich nunmal bin.

Als Beispiel. Ich habe vor 2 Jahren meinen Vater verloren. Da ich erst 19 bin war das für mich kein leichter Gang. Hinzu kam, dass mein Vater nicht nur mein Vater war, sondern auch mein Vater, mein Vorbild und mein bester Freund. Ich war derjenige, der das Grab meines Vaters zugeschaufelt hat. Und ich vermisse ihn auch noch heute mehr als alles andere. Aber aus meiner Sicht sehe ich das so, dass Gott mri meinen Vater genommen hat um mir zu helfen auf eigenen Beinen zu stehen, da ich seid dem Tag 100mal selbstständiger geworden bin als ich es damals war. Mir blieb halt nichts anderes übrig. Durch diese ganze Situation die passiert ist bin ich sehr charakterstark gewroden und ich freue mich jedes mal wieder, wenn jemand der meinen Vater kannte zu mir sagt, dass immer wenn er mich anguckt in mir meinen Vater sieht.
 
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