Texte auswendig lernen oder vom Blatt ablesen / Tele Prompter benutzen?

Alexandra

Benutzer
Darf ein Sänger(in) bei einem Auftritt seinen Text vom Blatt ablesen oder muss er ihn auswendig können? Eine Frage die sicher oft genug in Bands für Streitgespräche sorgt, denn nicht jeder kann sich gut Texte merken oder hat die Zeit sich diese drauf zu schaffen. Aber auch andere Gründe lassen hier Sänger(innen) gerne zum Notenpult und der Textmappe bei einem Livegig greifen, wie zum Beispiel das zusätzliche Gefühl der Sicherheit.

Andere wiederum halten so etwas für niveaulos und als ein Element, welches das Bühnenbild zerstört oder aufgrund des Textlesens gehe der Blickkontakt zum Publikum verloren usw.

Sicher mögen solche Argumente etwas für sich haben, nur nützt ein perfektes Bühnenbild nichts, wenn der Sänger den Text beim Gig nicht fehlerfrei singen kann. Immerhin darf man nicht vergessen, dass ein Sänger sich oftmals mehr merken muss als andere Musiker welche sich für den einen Song nur ein paar Akkorde und dessen Abfolge können müssen. Zwar werden einige Gitarristen einwerfen, sie würden ja auch gewisse Rhythmen und Melodien noch aus dem Kopf Live spielen, aber das tut der Sänger ja ohnehin und hat dies noch mit dem Text zu verknüpfen und soll dazu noch Gefühle transportieren. Ein Text muss in der Regel 1:1 gesungen werden. Instrumentalmusiker können in der Regel bei Vergessen auf einfache Rhythmen umsteigen oder gar sogar komplett mal aussetzen, dass kann und darf sich ein Sänger(in) nie erlauben. Nicht selten ist es dann sogar so, dass die Instrumentalisten für ihre Einsätze, sich auf die Textabfolge des Sängers achten/verlassen und so noch nicht einmal selbst zählen müssen, aber wenn der einen Blackout hat, dann siehts schlecht aus für die Band ;)

Zudem sollte man nicht vergessen, dass wer ein Notenpult mit Texten benutzt, diese auch nicht immer ablesen muss. Für viele Sänger dienen sie einfach der Sicherheit und selbst Profimusiker benutzen Tele Prompter ebenso wie Notenpulte für ihre Texte.

Gefühle transportieren kann man auch beim ablesen von Texten, denn dies schaffen zig Musiker die vom Blatt spielen und bei Lesungen, machen es professionelle Leser durch direkte Textlesungen. Also Probleme gibt es da nicht.

Telepromter sind gerade bei den gutbetuchten Bands, ohne weiteres machbar und jedes Hilfmittel, was einem Sicherheit bringt ist legitim. Mir ist auch lieber eine Band mit Songbook auf der Bühne, die dafür die Songs 1A hinbekommt und ebenso rüberbringt, als eine Band, die meint darauf verzichten zu müssen und dann vollständig unsicher auftritt und Fehler ohne Ende produziert.

Leute lernt es, Telepromter werden heutzutage von den Stones bis hin zu Limb Biskit benutzt. Soetwas hat sich in der Popmusik schon lange etabliert, wie Sequenzer und MIDI. Da sind mehrere Promter, zumeist neben den Monitorboxen plaziert, also fast überall auf der Bühne hast du Blickkontakt zu einem Promter.
Aber tut ja nicht so, als wäre dies etwas schändliches. Was glaubt ihr eigentlich, versteckt sich hinter der Muschel auf einer Schauspielbühne?

Ein Sänger ist im Gegensatz zu Schauspielern zumeist gezwungen sich an den Takt und vorgegebene Muster zu halten und hat wenig Möglichkeiten zu improvisieren. Aus einer solchen Verlegenheit ist u.a. der Skatgesang endstanden.

Denn auch als Profi ist man Mensch und vergisst auch mal etwas. Ich erinnere mich bei einem Auftritt von Campino der Toten Hosen, welcher bei einem Auftritt bei Tvtotal bei Stefan Raab einen Hänger hatte und das obwohl er das Lied wohl einige tausend mal live gesungen hat und zudem noch sein eigenes ist.
Ein Hänger kann einem schneller und unvorhergesehener treffen, als einem lieb ist.

Vergessen sollte man auch nicht, dass es abseits der Star-Musiker, es zahlreiche Profimusiker gibt, die in zig Coverbands spielen und dann auch mal mehrere Auftritte spielen. Da fällt sehr, sehr, sehr viel Text an, den eine Top-40 Band heißt nicht ohne Grund so und da muss das Material immer aktuell sein, was heißt hier kommen schnell viel und neues Material hinzu.
 
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Guest
Herrgott endlich sagts mal einer!

Liebe Alexandra,

in Deinem Posting ist absolut alles drinn, was reingehört. Ich bins auch mitlerweile leid, mich immer verteidigen zu müssen, weil ich auf der Bühne einen (total tiefgeschraubten) Notenständer benutze. Danke, Danke, Danke! Ich werde Deinen Beitrag ausdrucken und an die Tür unseres Proberaumes hängen. Dann sage ich demnächst nur noch: "Lies das und halt die Klappe!" :)

Ganz lieben Gruß, Inga
 
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