Sterbehilfe

Morgentau

Aktives Mitglied
Hi Ihr,
ich wußte nicht genau, wo ich dieses Thema reinpacken soll...

Nachdem bei uns in der Familie erst dieses Jahr im März 2 Personen an Krebs qualvoll gestorben sind, ist das Thema Sterbehilfe bei uns zuhause sehr aktuell und viel diskutiert.

Mein Schwiegervater kam nur zur Untersuchung einer schmerzenden Schulter ins Krankenhaus. 2 1/2 Wochen später war ein Wrack, körperlich und seelisch. Der Befund alleine zwingt einen schon in die Knie. Krebs in den Kochen und inneren Organen im Endstadium, keine Therapie mehr möglich. Alleine die Untersuchungen haben ihn seine ganze Kraft gekostet.

Er mußte noch viele Wochen leiden, konntet nichts mehr essen und das wenige kam sofort wieder. Schmerzen rund um die Uhr, Atemnot. Er wollte sterben, er hat gebettelt sterben zu dürfen. Es gab schon Morphium, aber niedrig dosiert, so daß er seine Schmerzen trotzdem ertragen mußte.

Hätte er noch gekonnt, wären wir gerne in die Schweiz mit ihm gefahren, dort hätte er sein Medikament nehmen dürfen, das ihn sanft einschlafen läßt.
Den weiteren Verlauf mag ich gar nicht beschreiben, es war grauenhaft.

Was meint Ihr? Ist Sterbehilfe indiskutabel? Ethisch nicht tragbar? Gäbe es wirklich Angehörige, die sie ausnutzen würden, um unbequeme Verwandte loszuwerden?

Aktive und passive Sterbehilfe unterscheiden sich immerhin noch voneinander. Ich wäre dafür, daß Sterbehilfe generell angebracht ist, wenn der Betroffene die Entscheidung noch selber treffen kann. Schließlich gibt es genug Notare und Sachverständige, die den freien Willen bestätigen können.

LG, Andrea
 

Canadian

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Gerade Sterbehilfe ist für mich ein Thema was mich schon lange beschäftigt und mit dem ich mich auch intensiv auseinander gesetzt habe.
Ich finde es nicht indiskutabel und auch die ethischen Bergündungen sind für mich nur fadenscheinige Argumente.

Mein Schwiegermutter ist 2,5 jahre quallvoll gestorben und in diesem Jahre eine Bekannte von mir nach fast 3 Jahren fürchterlichen Qualen.

Beide äußerten mehrmals den Wunsch dem ein Ende zu machen....

Gerade die Bekannte war bis zu ihrem letzten Atemzug bei vollem Bewußtsein, aber der Körper ein Wrack, der krebs hatte die Knochen angefressen, so dass ihre Wirbelsäule zwei mal gebrochen ist, sie bestand nur noch aus Platten die sie zusammenhielten, das Gesicht zerfressen... sie flehte -- aber wo war da die Humantität?

Ich sage immer wenn ich ein Tier so leiden lasse, wie manche Menchen leiden müssen, dann bin ich ein Tierquäler und mir droht eine saftige Strafe.... warum lässt man es dann bei den Menschen zu?
Wenn ich bei vollem Verstand es hinterlege... ich möchte über mich, meinen Körper und mein Leben selber entscheiden dürfen.

Selbst die Halbgötter in weiß können nur erahnen was so ein armer Mensch
leidet, so werden dann auch die schmerzstillenden Medikamente zu niedrig dosiert verabreicht.... ich möchte gar nicht darüber nachdenken was uns vllt noch alles erwartet, zum Glück wissen wir es nicht.

Angst vor dem Tod habe ich nicht, ich habe Angst vor dem vllt schlimmen, schmerzhaften langen Weg dorthin.

Ich bin eindeutig für Sterbehilfe, wenn es vorher in einer Patientenverfügung festgelegt wurde.
 

Morgentau

Aktives Mitglied
Oh Gott, jahrelanges Siechtum ist was ganz schlimmes. Meine Patentante ist ebenfalls an Krebs gestorben, bzw. sie ist erst ins Koma gefallen. Obwohl eine Patientenverfügung da war, wurde ihre Tochter gefragt, ob sie wirklich keine lebenserhaltenden Maßnahmen haben möchte. Sie hat dem Wunsch ihrer Mutter Folge geleistet. Leider konnte meine Tante sich zu nichts mehr äußern, andererseits ist es gut, daß sie die letzten Wochen nichts mehr mit bekommen hat.

Mein Schwiegervater dagegen hatte im Prinzip das selbe wie Du beschrieben hast. 2 Metastasen an der Wirbelsäule, sie drohte zu brechen. Es sollte noch in einer OP stabilisiert werden.

Das was ich eigentlich nicht wirklich erzählen mag ist, daß er sich das Leben genommen hat. Ich finde den Gedanken so schrecklich, daß er in seiner letzten Stunde, bei dieser schweren Entscheidung ganz alleine war. Heimlich und würdelos mußte er sterben, wo es eine kleine Änderung des Gesetzes möglich machen würde, daß ein Mensch nicht diesen verzweifelten Schritt tun muß.
Er hat meine ganze Hochachtung.
Nun ist er nicht der einzige. Alleine hier in unserer Nachbarschaft hat sich ein älterer Herr zuhause erhängt, wegen der Diagnose Krebs im Endstadium. Und ein weiterer Patient des KH hat seinem Leben ein Ende bereitet, wiederum wegen Krebs.

Ich wünsche mir hier einfach eine modernere Denkweise. Leben oder Sterben hat nichts mit dem Glauben zu tun, man mordet nicht, wenn man einem geliebten Menschen von einem qualvolles Leben erlöst.

LG, Andrea
 

eagle

Aktives Mitglied
Original von Morgentau
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Mein Schwiegervater dagegen hatte im Prinzip das selbe wie Du beschrieben hast. 2 Metastasen an der Wirbelsäule, sie drohte zu brechen. Es sollte noch in einer OP stabilisiert werden.

Das was ich eigentlich nicht wirklich erzählen mag ist, daß er sich das Leben genommen hat. Ich finde den Gedanken so schrecklich, daß er in seiner letzten Stunde, bei dieser schweren Entscheidung ganz alleine war. Heimlich und würdelos mußte er sterben, wo es eine kleine Änderung des Gesetzes möglich machen würde, daß ein Mensch nicht diesen verzweifelten Schritt tun muß.


LG, Andrea


hallo andrea,

ich sehe das handeln deines schwiegervaters nicht als würdelos oder verzweifelt an.
das muss jeder für sich selber entscheiden, wenn es soweit ist, ich denke es es gehört sehr viel mut dazu.

ich denke, es ist die angst vor den langen qualen, vor dem würdelosen langen schmerzhaften dahinsiechen gewesen, so einen entschluss zu fassen.



eine gesetzesänderung wäre angebracht.
 

Canadian

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Ich finde es unwürdig, wenn man Menschen so leiden lässt, man ist doch nur noch ein Versuchskaninchen für die Mediziner...

Aus Angst was auf mich zukommen würde, glaube ich wäre auch ich bereit diesen Schritt zu gehen...
 

roman82

Aktives Mitglied
Also, ich bin auch für Sterbehilfe.

Nur wenn der betroffene es selbst will und es keine Besserung in Sicht ist.

Klar leidet der betroffene weil ihm das Sterben durch die medizin erschwert wird.

Man muß aber auch die andere Seite angucken, was passiert mit den Angehörigen des betroffenen wenn er lebt und Pflegefall wird.
D.h. rund um versorgung daraus folgt psychische und körperliche Belastung die sich auf ihren Arbeitsplatz auswirkt.
Ein pflegeheim in Deutschland kostet mind. 3000 euro pro Monat. Keiner Ottonormalverbraucher kann so eine finnanzielle Belastung tragen. Er ist dann gezwungen ein Kredit aufzunehmen um das Pflegeheim zu bezahlen. Und wenn der kranke dann 5 Jahre im Pflegeheim ist, wären das 3*12*5 = 180 000 euro ausgaben. (das sind alles Fakten)

Also wenn es keine Sterbehilfe gibt, dann hat nicht nur der Kranke quallvollen Tod, sondern auch die Betroffenen eine finannzielle Belastung die zu Sozialfall führt.

Meiner Meinung nach Sterbehilfe ist manchmal nützlich.

MfG
Roman
 

Morgentau

Aktives Mitglied
Das glaube ich ist eben das zweischneidige Schwert. Wieviele würden ihre Angehörigen um die Ecke bringen, um sich Geld zu sparen. Auch wenn es nicht um Bargeld direkt geht, es kann auch den Verlust der Immobilie und des eigenen Lebensstatus gehen. Nicht alle haben die Möglichkeit und das Können jemand zuhause zu pflegen.
Bei uns war meine Schwiegermutter (wir nennen die beiden kurz Oma und Opa) diejenige, die praktisch nirgendwo mehr hingehen konnte. Opa hatte zuhause jeweils nach 3-4 Tagen so heftige Schmerzattacken und schwere Atemnot, daß er sofort wieder in die Klinik mußte. Einmal ist er nachts zusammengebrochen und niemand hat ihn gehört. Diese emotionale Belastung für beide Seiten ist kaum tragbar. Also bleibt in schweren Fällen nur ein Pflegeheim mit Fachpersonal.

Ich weiß jetzt wie schlimm schon insgesamt knappe 2 Monate sind, die man mit einem totgeweihten Menschen verbringen muß. Man möchte ihm helfen, kann aber nicht. Auch daß man einem lieben Menschen den Tod ermöglichen möchte, gehört für mich zu einer Therapie. Denn wenn nichts mehr geht, wieso sollte man dann noch Wochen oder Monate vegetieren müssen.

LG, Andrea
 

eagle

Aktives Mitglied
Original von Morgentau
Das glaube ich ist eben das zweischneidige Schwert. Wieviele würden ihre Angehörigen um die Ecke bringen, um sich Geld zu sparen. Auch wenn es nicht um Bargeld direkt geht, es kann auch den Verlust der Immobilie und des eigenen Lebensstatus gehen. Nicht alle haben die Möglichkeit und das Können jemand zuhause zu pflegen.

LG, Andrea

ach du grüne neune !

da hab ich ja noch garnicht dran gedacht, an die -habgier- der verwandten.

ich finde es einunding, wenn jemand pflegebedürftig ist, an dessen erspartes oder haus ranzugehen.

schliesslich wird ja auch ein mensch der nichts hat, gepflegt.

das müsste irgendwie getrennt werden, ist meine meinung.

ich bin für die sterbehilfe, wenn derjenige das bei klarem versatnd vorher schriftlich festgelegt hat, und es keine aussicht auf heilung gibt.
 

Canadian

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An so etwas habe ich auch noch nicht gedacht, aber du hast recht, es gibt bestimmt solche abartigen Geschöpfe ( denn das Wort Mensch haben die in meinen Augen nicht verdient ) die es machen würden um so an das vermeintlich große Erbe zu kommen, oder sich der "Altlast" zu befreien...


Es müsste dann schon, bei einer Legalisierung, genau festgelegt werden, wer , wann, usw.
 

roman82

Aktives Mitglied
Der Stadt geht folgender Maßen vor,

Der betroffene kommt z.B. ins Pflegeheim, 3t euro pro monat.

Der Betroffene hat kein Geld um es zu bezahlen, dann geht der Stadt an die Verwandschaft 1-grades ran (z.B. seine Kinder ), wenn die schon ein Sozialfall sind, dann gehts an die Geschwister von ihm usw.

Der Statt findet immer jmd der dafür zahlen muß.

Den meisten Leuten ist es nicht bewußt, was für Kosten beim pflegen entstehen.
Es gibt verschiedene private Pflegeversicherungen, bzw Zusatzversicherungen für den Fall.

Also lieber gleich abkratzen als gepflegt zu werden.

:eek:
 

Morgentau

Aktives Mitglied
Auf alle Fälle würde ich mir wenigstens eine passive Sterbehilfe wünschen, wie sie in der Schweiz geduldet wird. Erlaubt ist sie dort auch nicht, aber gibt kein großes Brimborium.
Solange der Betroffene das Medikament noch selber und freiwillig schlucken kann und ein unabhängiger Arzt und Sachverständiger mit dabei ist, kann es doch kaum Mißbrauch geben.
Allerdings ist diese Form der Sterbehilfe für alle die Hals abwärts gelähmt sind, nicht durchführbar. Und auch diese Menschen haben ein Recht darauf sanft sterben zu dürfen.

LG, Andrea
 

Canadian

Neuer Benutzer
Hier einmal ein Link zu DGHS

dghs.de

Und hier einen über Weltweite Organisationen:


dignitas.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=79&Itemid=118
 
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