Helmut Schmidt zum 11. September 2001, Amerikaner und Muslime

Enriquez

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Helmut Schmidt war schon zu seiner Amtszeit als Bundeskanzler nicht unumstritten und er ist auch heute noch eine Figur die polarisiert. Aber er ist es auch wert, dass man ihm zuhört. Eine interessante Persönlichkeit die auch noch im hohem Alter, einen messerscharfen Verstand besitzt

Im folgendem, aus der Reportage “Helmut Schmidt – Außer Dienst”, mit Sandra Maischberger, ein Auszug aus seiner Rede zu den Folgen des 11. September 2001 und der Demokratisierung der Muslime, vor dem Harvard Club in New York.

Wie ich finde, sehr treffend erkannt und gekonnt auf den Punkt gebracht.

Im folgendem Video beginnt die Rede so ab Minute 4:20.

Helmut Schmidt außer Dienst - 2007 - Teil 3 von 9

Hier kurz die Schriftform die dortige Rede:


Helmut Schmidt:

Manche Amerikaner meinen, der 11. September habe die Welt verändert.
Das ist so nicht richtig. Wohl aber hat sich der Blick der Amerikaner auf die Welt verändert.

Viele Europäer halten die Leitlinien , denen die amerikanische Außenpolitik seitdem folgt für demokratischen Imperialismus. Das lesen Sie nicht in der Zeitung, aber es ist eine Tatsache.

Ich wundere mich oft darüber, dass wir im Westen uns berufen fühlen, aus den muslimischen Völkern aufrechte Demokraten machen zu wollen.
Die Muslime nehmen gerne das Fernsehen, Autos, Coca Cola und die ganze westliche Technologie; aber aus ihnen Demokraten zu machen, wird Generationen dauern – falls es überhaupt gelingt.

Dieses Jahrhundert stellt die Menschheit vor große Gefahren und Herausforderungen:

Bevölkerungsexplosion, Migration, Erderwärmung, Umweltverschmutzung, weltweite Epidemien, globalisierte Kriminalität, international operierende Terrorgruppen und unkontrollierte Finanzmärkte.

Nicht eines dieser Probleme kann Amerika – oder ein weniger mächtiges Land, oder gar die Europäische Union – alleine lösen.
Sie sind nicht einmal in der Lage , auch nur sich selbst vor den Auswirkungen zu schützen.

Meine Damen und Herren, das war es, was ich Ihnen sagen wollte, verzeihen Sie, dass es so lange gedauert hat. Ich beantworte gerne Ihre Fragen, falls Sie noch am Leben sind.


Frage aus dem Auditorium:

Herr Schmidt, hätten Sie 1945 vorausgesehen, dass Deutschland die blühende Demokratie werden würde, die es heute ist?


Helmut Schmidt:

1945 sicherlich nicht, ich war Kriegsgefangener und mein Horizont reichte gerade bis zum Stacheldraht um unser Lager. Aber 1946, nach meiner Rückkehr – ich war 8 Jahre wehrpflichtiger Soldat – habe ich wohl mit einer Demokratie gerechnet.

Ganz gleich, was Sie über die Nazi-Zeit denken mögen:
Bevor diese verdammten Nazis an die Macht kamen, konnte Deutschland bereits auf eine recht zivilisierte Geschichte zurückblicken.

Die Entwicklung der Aufklärung in Europa und Nordamerika hat von der Unabhängigkeitserklärung in diesem Land bis weit ins 20. Jahrhundert gedauert. Wie können Sie nur annehmen, die Muslime könnten das schneller schaffen als Sie selbst?
 
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