FL Studio Einsteiger Tutorial

Joaquin

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Der Pattern-basierter Software-Sequenzer von Image-Line Software, namens FL Studio läuft auf Windows Rechner und kostet als IMAGE-LINE FL STUDIO FRUITY EDITION 9 Version um die 89,- Euro und in als IMAGE-LINE FL STUDIO SIGNATURE BUNDLE 9 um die 279,- Euro. Alten Hassen dürfte die Software auch unter dem früherem Namen Fruity Loops bekannt sein.

FL Studio behandelt hierbei mehrere Musikabschnitte gleichzeitig, welche als Audiospuren zu einem fertigem Song arrangiert werden. Dies geschieht mit Hilfe des Step Sequencers oder der Piano Rolle. So wird eine genauere Bearbeitung möglich. Da dies aber nur wage zu verstehen ist, jede Software so ihre Eigenheiten hat und ein anderes gehandhabt wird, gibt es hier im folgendem nun ein ausführliches Einsteiger Tutorial zum FL-Studio, mit freundlicher Genehmigung von LeijiONE.


Einstellungen

Anhang anzeigen 359Als erstes werden ein paar Einstellungen getätigt, sind zwar nicht alle zwingend nötig, doch bieten sie einige Vorteile.

Wie z.B. die der Projekt/Track Eigenschaften. Aufzurufen über "Options - Projekt Info" oder "F11" kann man hier bereits einige Vorkehrungen treffen, die dann beim exportieren als mp3 direkt per id3-Tag in die Datei geschrieben werden.

Desweiteren gilt es, die bpm-Zahl und somit die Geschwindigkeit einzustellen, welche sich beim Hip Hop ungefähr zwischen 85 und 100 befindet, als Standart kann man hier wohl 95 nennen. Ich habe in diesem Fall 92 gewählt, was also 92 Schlägen pro Minute entspricht.

Ein weiterer Punkt ist sicherlich auch die Länge des Step Sequencers. Der Step Sequencer ist hierbei mit "F6" einzublenden, wenn er nicht zu sehen sein sollte. Oben Links kann man dort die Beats per Bar einstellen, also die Länge des Steps. Standartmäßig ist er auf 4, was jedoch lediglich mit einem [--] angezeigt wird und per "Options - Projekt generall settings - Bar" auf einen anderen Standartwert verstellt werden kann. Dabei ist stets darauf zu achten, die Werte in einem vielfachen von 4 (8, 16) zu halten, da ein Hip Hop Beat einen 4/4 Takt hat. Bei Raggae etc. wäre das etwas anderes (3/3).
Indem man mit der Maus auf die hell unterlegten Doppelstriche oben Links geht und sie bei gehaltener Taste bewegt, kann man die Länge verändern. Ich habe es standartmäßig auf 8, da es einerseits nicht zu kurz ist und andererseits noch viel Spielraum zulässt, da man stets bedenken muss, dass man dann später im Track bei der kleinsten Veränderung des Beats einen neuen Step anfertigen muss.


Strings

Anhang anzeigen 361Natürlich gibt es mehrere Ansätze ein Lied zu beginnen, meist ist es eine Melodie, die einem im Kopf herumschwirrt oder ein Drumset oder generell eine Stimmung, die man übermitteln will. Egal womit man beginnt, in jedem Falle gehört ein durchlaufender Grundton sicherlich dazu.

In meinem Falle habe ich mit dem String begonnen. Bei Fruity Loops 5 ist standartmäßig das Plug-In Sytrus integriert, welches mehr oder weniger ein Set mehrerer synthetischer Instrumentals ist. Im folgenden habe ich mir daraus einen String und einen Bass gepickt.

Zuallererst lade ich das Instrument entweder per Rechtsklick (neuer Channel) oder per drag and drop in meinen Step Sequencer.
Dann gehe ich per Rechtsklick auf den nun Lila eingefärbten Channel und dann auf "Piano Roll" oder bei angewähltem Channel per "F7".

Nun kann man sich dort nach Lust und Laune austoben und sich seine Noten zusammenbasteln. Sie sollten bei einem String eher langgezogen sein, um einen "getragenen" Klang zu erhalten. Auch nicht allzu ausgefallen, wie eine sonstige Melodie, da das Gesamtarrangement ja lediglich unterstrichen werden soll, wobei die Wirkung natürlich nicht ohne ist.
Es ist besser, nach vollendeter Arbeit alles zu markieren (Alt+A), zu kopieren (Alt+C) und nochmal einzufügen (Alt+V), nur um es dann eine Oktave (Tonhöhe) höher zu schieben. Dies gibt einen volleren und kräftigeren Klang!


Bass

Anhang anzeigen 362Nachdem wir nun unseren ruhigen, gehaltenen Grundton haben, brauchen wir noch etwas "treibendes", da wir schliesslich Emotionen rüberbringen wollen und keine Ballade rappen.
Hierfür bietet es sich an, den Bass in Staccato zu halten. Also kurze, schnell aufeinanderfolgende Töne.
Nachdem man sich simultan zum String einen Bass aus den Samples rausgesucht und geladen hat, öffnet man ebenfalls die Piano-Roll und und editiert die Baseline. Diese reicht einstimmig.

Bei dem Bass sollte man darauf achten, ihn nicht allzu laut zu haben, da er sonst die anderen Töne soz. "verrecken" lässt, sie unter sich begräbt und somit einen kratzenden Klang erzeugt, der daraus resultiert, dass das Ganze nun übersteuert und die meisten Standartboxen das eh nicht mehr mitmachen.
Der Bass sollte i.d.R. eine Tonhöhe von ca. 60 Herz haben, um einerseits den Kick nicht zu überdecken oder sein Spektrum zu klauen, andererseits bei vorhandener Bassboxx/Tieftöner einen ordentlichen Rumms zu erzeugen.


Piano

Anhang anzeigen 363Das Piano ist ein perfekter Begleiter um eine traurige/düstere Stimmung zu erzeugen.
In diesem Falle habe ich keine extra Melodie erzeugt, sondern lediglich die des Strings kopiert, staccato-artig auf einen Takt gekürzt und die Zwischenstücke gelöscht. Das Piano sollte ebenfalls zweistimmig, mit einer Oktave Unterschied gespielt werden, um den Klang zu verbessern.

Zusätzlich, weil der Ton sonst so kurz wäre, habe ich ihm mit Hilfe des Mixers ein Echo, sowie einen Delay gegeben.
Dies macht man, indem man auf das jew. Sample klickt, und dann im erscheinendem "Sample settings" Fenster oben rechts bei "FX" einen Mixerchannel auswählt und per "F9" dann im Mixer die Effekte lädt.
Dabei ist darauf zu achten, dass man nicht immer den "Masterchannel" oder die Nummer 1 nehmen sollte, da sich diese Effekte dann entweder gleich auf alle Samples auswirken oder auf die Standartmäßig auf FX 1 gesetzen (welches am Anfang alle sind). Das ist manchmal eventuell sogar gut, doch wenn man davon ausgeht, dass man später noch seine Stimme reinbringen will und die dann auch voll mit Effekten ist und somit nur noch schwer zu verstehen, ist es eventuell besser, im vornerein zu wissen, welche Auswirkungen es hat.


Hats

Anhang anzeigen 364Die Hats sind ebenfalls wie der Bass für einen Track nicht zwingend von nöten oder gar essentiell.
Sie dienen der Dynamik und "gefühlten" Geschwindigkeit des Stücks. Wenn die Hat nur alle 8 Takte kommt, anstatt jeden, oder gar 2mal pro Takt, dann wirken sie natürlich um einiges ruhiger. Je nach gewolltem Effekt können sie somit die Stimmung unterstützen oder entfremden, ohne das wir es sofort raushören (solange sie nicht am lautesten sind).

In meinem Fall habe ich drei verschiedene Hats eingebaut, die ich beim Stereosound prima auf den linke, rechten Kanal, sowie den Center verteilen kann. Das sorgt für ein umfangreicheres Hörerlebnis und mehr Abwechslung. Man sollte dabei jedoch darauf achten, dass sich die beiden gegenüberliegenden (inks und rechts) Hats an Lautstärke, Art und Anzahl nicht allzuviel nehmen. Der Zentrierte kann eher sparsam eingesetz werden und Akzente geben

Anhang anzeigen 365Wie in Bild 2 zu sehen habe ich bei dem Shaker, der im linken Audio-Kanal ausgegeben wird, jeden zweiten Shake eine Note tiefer gesetzt. Dies sorgt für ein wenig mehr Abwechslung und Stimmung und lässt die Hats nicht allzu monoton klingen. Wie in echt soz., wo man auch niemals ein und denselben Ton beim shaken erzeugen wird und allein schon die Auf- und Abwärtsbewegung einen besonderen Klang erzeugt.
Man klickt dazu einfach auf den kleinen ovalen Kreis rechts neben dem Channel, sodass er sich grün färbt (siehe Bild), um zu signalisieren, dass folgender Channel angewählt ist. Danach kann man oben rechts im Step Sequencer auf das kleine Klavier Symbol "K" gehen und kommt dann zur erwähnten Anzeige, um die Töne zu verändern. Optional könnte man auch einfach alles in die Piano-Roll laden und dort editieren.


Beat

Anhang anzeigen 366Der Beat - wohl das Herzstück eines jeden Hip Hop Tracks; ohne ihn würde nix gehn, er jedoch würde auch ohne den Rest auskommen!
Er muss richtig dampfen, einheizen, den Rhythmus vorgeben und bestenfalls die Köpfe zum nicken zwingen.
Standartmäßig besteht er wohl aus Kick - Snare - Kick - Snare und immer so weiter. Soviel zumindest die langweilige Theorie ;)

Wie ihr an meinem Beispiel (Bild) sehen könnt, habe ich die Snare in geichbleibenden Abständen auf jeden 4. (vollen) Takt gesetzt und nicht weiter ausgebaut/verschachtelt, da ich sie ziemlich krachen lasse und sie somit sonst zu dominierend wäre (dazu unten mehr).

Wenn also die Snare schon so starr steht, dann kann sich wenigstens der Kick wild darum schlängeln und für ein wenig akustische Bewegung sorgen. Es gibt natürlich viele Kombinationsmöglichkeiten und ihr könnt ausprobieren wie ihr wollt.
Als einzige Regeln würde ich pers. folgende nennen: Nie Kick und Snare auf einmal!
Einerseits kommt dann die jew. Wirkung/Stärke nicht wirklich hervor, andererseits können sich die Frequenzen so wieder überschneiden und es zu sog. Underruns der Hardware (Renderingfehler/Kratzen) kommen.


Klick

Anhang anzeigen 367Da die Samples standartmäßig eher lasch erscheinen mögen (es sei denn, man sampelt sie aus anderen Liedern), sollte man sie nachträglich mit Hilfe des programmeigenen Mixers "F9" nachbearbeiten und mit Effekten versehen!

Bei dem Kick empfiehlt es sich die Tiefen herauszuarbeiten um ihn somit mehr "krachen" zu lassen.

Wie im Bild zu sehen, habe ich dafür die Effekte "Parametric EQ" und "Bass Boost" verwendet. Per klick auf das Kick-Sample erscheinen die "Channel settings", mithilfe derer man dem Sample ein Mixertrack zuordnen kann (rechts oben - FX).
Für den gewähltem Track kann man nun im Mixer "F9" im unteren Bereich per Klick auf den Pfeil nach unten diverse Effekte laden und editieren.

Für den Kick habe ich dabei beim Equalizer die Voreinstellung "BassDrum Punch" gewählt, welche genau auf den Kick zugeschneidert ist und ihm einen volleren, härteren Klang gibt, indem sie die Tiefen in der Lautstärke um ein paar Dezibel anhebt.


Snare

Anhang anzeigen 368Die Snare ist essentiell, wenn nicht sogar der wichtigste Teil. Sie muss richtig krachen und klatschen. Mein pers. Qualitätsmerkmal dabei ist, wenn man den Beat über Kopfhörer hört und die Augen ungewollt beim Klatschen der Snare zucken müssen ;)

Dies zu erreichen, lade ich den Equalizer, einen Reverb und Fast Dist in den Mixer.

Der Reverb gibt der Snare damit einen leichten Hall und lässt sie weiter klingen, der Equalizer hebt die mittleren Höhen heraus und lässt sie lauter klatschen und "Fast Dist" simuliert praktisch eine Übersteuerung und trägt somit stark zum Effekt bei.

Dabei ist darauf zu achten, dass man die Effekte nicht unbedingt mit voller Lautstärke berechnen lassen sollte.
Beim Fast Dist z.B. habe ich lediglich 50% zugelassen, da der Effekt sonst ziemlich laut ist. Die Lautstärke kann man im Mixertrack, links neben dem gewähltem Effekt per Schieberegler verändern und man sollte sich ruhig trauen damit ein wenig rumzuspielen, um die perfekte (Ab-)Mischung herauszufinden.


Playlist

Anhang anzeigen 369Nachdem wir nun alle Einzelteile unseres Tracks gesondert zusammengebastelt und editiert haben, ist es an der Zeit sie wie in einem Puzzle zu einem fertigen Lied zusammenzusetzen.
Dafür verwenden wir die Playlist, die sich per "F5" aus- oder einblenden lässt. Hier sieht man die einzelnen "Pattern", welche per "Step Sequencer" mit Melodie, Beat oder sonstigen Sounds bestückt werden.

Man sollte generell, wie im Beispiel zu sehen, nicht alles auf einen Step legen; mindestens Beat und Melodie, bestenfalls auch String, Bass, Hats und Beat. Damit lassen sich später im Song die einzelnen Teile einfacher einfügen oder entfernen.
Damit sich ein Song von einem monotonen Loop unterscheidet, sollte man bestimmte Bereiche markieren und nicht nur durch Text, sondern auch musikalisch voneinander trennen und hervorheben.
Logischer Aufbau dabei wäre:
musikalisches Intro - Part 1 - Refrain - Part 2 - Refrain - musikalisches Outro

Dabei ist natürlich wieder jeglicher Spielraum gelassen und man kann werkeln, was das Ohr hergibt.

Anhang anzeigen 370Bei größeren Projekten kann das dann schonmal wie in Bild 2 zu sehen sehr umfangreich ausfallen.
Um stets den _berblick zu wahren kann man per Rechssklick auf die einzelnen, links untereinander liegenden Pattern deren Namen und Farbe ändern um das ganze auch optisch voneinander zu trennen.
Ebenfalls eine gute Funktion sind die Marker, die man per "Playlist options" (das kleine Kastensymbol oben links in der PL) - "Add time marker..." hinzufügen und bennen kann.

So, nun sollte der Track stehen und ihr könnt euren Text einrappen oder drüber schreiben. Ich hoffe, es war alles verständlich und ihr könnt nun losstarten und ein zweiter Neptunes Producer werden ;) Viel Glück dabei!
 
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