Filmkritik: Shine a Light – Rolling Stones

Joaquin

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Etwas verspätet nun mein Endruck zu dem Film Shine a Light mit den Rolling Stones, für dessen Verfilmung bzw. filmische Umsetzung eines (bzw. zwei) Konzertauftrittes der Oscarpreisträger Martin Scorsesesa verpflichtet wurde.

Hier wurde keines der großen Stadienkonzert verfilt, sondern zwei Konzerte im New York Beacon Theatre, was dem Ganzen eine recht gemütliche und auch intime Atmosphäre verleiht. Der Film fängt mit schwarz-weißen Filmschnipseln an, die einige der Vorbereitungen zeigen, ebenso wie kurze Momente vor dem Konzert. Zwischen den eigentlichen Film werden ab und zu ein paar Filme und Interviews aus den alten Zeiten der Rolling Stones eingeflochten und das ganze nett ergänzen.

Der Film an sich weißt für mich ein paar merkwürdige Schnitte zwischen den Akteuren auf und einen recht ungenauen Fokus auf selbige. Teilweise viel zu nah und zu wenige Totale. Am Ende des Filmes hatte ich diesen Eindruck nicht mehr, wobei ich da nicht mehr sagen kann ob ich mir hier einfach nur noch an diesen Effekt gewöhnt hatte oder sich die Kameraführung und der Schnitt tatsächlich entspannt hatte.

Störend fand ich auch am Anfang den musikalischen Focus auf die Gitarren, wobei her diese tonal extrem in den Vordergrund gebracht werden. Klar werden die Stones vor allem von der Gitarrenmusik getragen aber zu viel ist zu viel, zumal hier Keith Richards nicht gerade immer so sauber spielt und in Time. Mag sein, dass dies seine Art ist die Musik zu spüren und zu interpretieren aber an einigen Stellen klingt das dann schon enorm schief und falsch. Das seine Gitarren dann auch noch soundtechnisch so in den Vordergrund gepusht wird, macht es auch nicht gerade besser ud wäre im Gesammtmix wohl auch besser aufgehoben.

Klar ist Keith Richard neben Mick Jagger der Mann bei den Stones mit den unverwechselbaren Riffs die deren Songs zu Hits gemacht haben, aber als Gitarrenspieler an sich macht er in “Shine a Light” keine so gute Figur. Dafür brilliert er in seiner typischen, übertriebenen Keith Richard Rolle, da ist er einmalig und unverzichtbar bei den Stones.

Beim reinen Gitarrenspiel weiß hier Ron Wood zu überzeugen. Ob er nun einfache Riffs spielt, sein Bottleneck auf die Seiten rutschen lässt und eher dezent aber dafür aber immer songdienlich seine Gitarre spielt, er ist eindeutig der bessere Gitarrist bei den Stones. Auch als Preson kommt Ron Woods einfach nur sympatisch rüber.

Charlie Watts spielt unbeirrte sein Schlagzeug und es passt einfach, was er da auf seinen für heutige Zeiten eher unterdimensioniertem Schlagzeugset rüber bringt. Klingt, hat groove und ist einfach nur schön solide.

Mick Jagger ist absolut souverän. Auch gegenüber und vor allem mit den sehr gute Gästen wie Christina Aguilera, Buddy Guy und Jack White, weiß er sich nicht zu verstecken aber auch nicht unnötig in den Vordergrund zu drängen. Als Solist ist er präsent und trotzt seines Alters weder lächerlich noch übertrieben sondern gekonnt genial. Da kann man sich noch einiges von dem alten Hasen abschauen.

Alles in allem kann man den Stones hier nur seinen Respekt aussprechen für diese gekonnten Konzerte, die in dieser Form sicherlich auch eine Ausnahme bei den sonstigen Konzertfilmen sind.

Bei Buddy Guy kann man noch am Ende des Songs sehen, wie ihm Keith Richards seine Gitarre mit auf den Weg gibt bzw. schenkt.

Verwundert hat es mich, dass in den ersten Reihen vornehmlich recht junge Frauen zu sehen sind. Sind denn all die mit den Stones gealterten Frauen und Fans nicht mehr so standfest oder wurde hier explicit und in Bezug auf eine möglich fallende Ästhetik für den Film aussortiert?

Denn die meisten Zuschauer im Kino lagen deutlich über dem Altersdurchschnitt der ersten Reihen im dortigem Stones Konzert. auf der anderen Seite, hatte Keith Richards so wenigstens Grund dem einen Mädel im Blauen Shirt o.ä. seinen Zuspruch entgegen zu bringen ;)
 
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