NACHWORT
Man könnte diese Geschichte noch endlos weiterführen.
„Unglaubhaft!“ würden sicher viele sagen, die noch nie längere Zeit in Spanien lebten. Ich weiss nicht, wie es in anderen Ländern ausschaut, daher kann ich immer nur von meiner 2. Heimat schreiben.
Ich mache weder das Land noch die Spanier schlecht – es sind zumeist Ausländer an diesen ganzen Betrügereien beteiligt.
Ich sage immer, wer länger als ein Jahr in Spanien lebt und noch nie Opfer eines Handtaschenräubers wurde, der hat irgendetwas falsch gemacht. Auch mir ist das natürlich passiert. Gleich 1992, als ich noch relativ frisch war (in jeder Hinsicht!). Und wie das so ist, wenn Frau eine große Umhängetasche hat: alle stecken ihre Sachen auch noch mit rein, um selbst unbelastet einkaufen gehen zu können. Tja und als die Tasche dann fort war, ging das große Gezeter los. Ich hatte natürlich Schuld. Seitdem nehme ich nie wieder anderer Leute Klimbim in meine Tasche. Nach so einem Diebstahl geht das Theater ja erst richtig los: man muss zur Guardia Civil, um eine Diebstahlsanzeige zu machen. Nicht, dass das etwas bringt, aber man benötigt das Protokoll, um sich die Dokumente wieder zu beschaffen. Meine Freundin – deren Flugticket natürlich auch in meiner Tasche war – bewies der Fluggesellschaft mit der Polizeianzeige, dass sie im Besitz eines Flugscheines war, mein Partner brauchte sie, um vom Straßenverkehrsamt in Deutschland einen neuen Führerschein zu erhalten und ich… ich brauchte das Papier, um alle Fahrzeugdokumente, meinen Pass, meinen Führerschein … und so weiter wieder zu beschaffen.
Zuerst wunderte ich mich ja noch, wieso das Polizeiprotokoll drei Monate als Ausweisdokumente gültig war. So lange? Aber als ich mich um die Wiederbeschaffung der Zulassung meines fast neuen spanischen Autos zu kümmern begann, ging mir ein Licht auf: die drei Monate waren sogar noch knapp angesetzt. Insgesamt brauchte ich 5, um tatsächlich wieder dokumentarisch existent war. – Sauer war ich auf die Diebe. Gar nicht so sehr, dass sie die Handtasche klauten. Aber hätten die nicht, verdammt noch einmal, das Geld rausnehmen und die Tasche dann irgendwo liegen lassen können? Dann wäre sie gefunden worden und ich hätte mir das ganze Theater mit der Wiederbeschaffung der Papiere und den Ärger mit meiner Freundin und meinem Partner erspart.
Ein weiteres Thema habe ich ebenfalls ausgelassen: die lieben Bauunternehmer!
Ist man in Spanien und hat sein „klein Häuschen“ fallen immer mal Um- oder Anbauarbeiten an. Nicht jeder hat nun das Händchen, diese Sachen selbst zu machen. Also muss ein Bauunternehmer her. Oder auch nur ein Maurer, ein Zimmermann oder was auch immer. Nehmen wir als Beispiel ein neues Bad. Ich will also mein Badezimmer renoviert haben. Neue Fliesen, Badewanne raus, Dusche rein, Waschbecken, Bidet und WC müssen neu, denn ich habe das Haus aus 3. oder 4. Hand gekauft und einige Dinge sind nicht nach meinem Geschmack. Da ich selbstverständlich nicht oder kaum Spanisch spreche, suche ich mir einen Handwerker oder auch ein kleines Unternehmen aus einer deutschsprachigen Zeitung. Ich lass die Leute kommen, alles anschauen und bespreche mit ihnen meine Vorstellungen. Da ich ja ein schlaues Mädchen bin, mache ich das mindestens mit zwei verschiedenen Unternehmern. Ich will gar nicht unbedingt den Billigsten, aber den Vertrauenswürdigsten. Den finde ich dann auch. Fairerweise teilt er den Kostenvoranschlag in drei Raten. 1/3 bei Arbeitsbeginn, 1/3 bei grober Fertigstellung und den Rest, wenn alles perfekt ist. So hätte ich doch die Sicherheit, dass er mir nicht davonliefe, meinte er lachend. Wir hatten die Fliesen, WC, Waschbecken, die Duschwanne mit entsprechender, halbrunder Verkleidung, das Bidet und sämtliche Armaturen ausgesucht. Kaufen wollte er das später allein, damit er auch seinen Rabatt bekommt, wie er mir erklärte. Da kam ein ganz schöner Batzen Geld zusammen, denn das Abschlagen der alten Fliesen und all die Vorarbeiten kamen noch hinzu.
Es war selbstverständlich, dass er neben dem 1. Drittel für die Arbeit auch das Geld für die von mir bereits ausgesuchte Ware erhielt. Er wollte alles besorgen (lieferbar war es, wir hatten in den Geschäften extra nachgefragt) und am kommenden Montag um 8 h mit der Arbeit beginnen. Die Ware konnte dann so lange bei mir in der Garage gelagert werden.
Das Wochenende kam, das Wochenende ging. Montag stand ich früh auf, duschte zum vermeintlich letzten Mal in meinem alten Bad. Kochte Kaffee und schaute auf die Uhr. Fast acht Uhr. Ich war mal wieder pünktlich.
Es wurde viertel nach acht, halb neun, neun. Ich rief bei der Firma an. Anrufbeantworter: unsere Geschäftszeiten sind…. – Eine Stunde später das gleiche Spiel. Um es kurz zu machen: der gute Mann kam nicht, meine Garage blieb leer und einige Tausender waren weniger auf meinem Konto.
Bei nächsten Mal kaufte ich das Material dann selbst und bezahlte die Arbeiter stundenweise – immer eine Woche im Nachhinein. So bekam ich zwar mein neues Bad, aber zu welchem Preis!
Anders rum geht es allerdings auch: Mein damaliger Partner war Zimmermann. Er bekam eines Tages einen sehr schönen Auftrag: eine Bar mit allem Drum und Dran für den Poolbereich eines wunderschönen Hauses. Als Anzahlung nahm er nur die Materialkosten. Es dauerte eine ganze Zeit, bis er die Bar gebaut und passgenau eingesetzt hatte. Dazu noch 4 Hocker und oberhalb der Bar ein Regal für Flaschen. Alles schön verziert und mit sehr viel Liebe und Zeitaufwand gemacht. Stolz präsentierte er dem Hausbesitzer seine Arbeit. Ja, der war auch sehr zufrieden. Er meinte, mein Partner solle man die Rechnung da lassen, am nächsten Tag wäre das Geld auf unserem Konto. – Muss ich noch viel dazu sagen? Das Geld kam nie an. Mein Partner fuhr wütend zum Auftraggeber und wollte die Bar wieder abbauen. Doch das durfte er nicht. Zwar war seine Arbeit nicht bezahlt, doch die Bar war ja fest installiert und gehörte somit automatisch dem Kunden. Es ist in Spanien gesetzlich verboten, einmal montierte Dinge wieder abzubauen, weil die Rechnungen nicht bezahlt wurden. Das gilt genauso für den montierten und unbezahlten SAT-Spiegel. Mein Partner hätte klagen müssen. Doch er und auch die Kunden wissen eines ganz genau: eine Klage hier in Spanien einreichen ist als Drohmittel ungefähr so wirkungsvoll, wie ein Schreiben von einem Rechtsanwalt – nämlich gar nicht.
Nun seid Ihr dran. Erzählt von Euren Reinfällen und bezahlten Lehrgeldern. Als Rentner Forum sollten wir versuchen, evtl. Neuankömmlinge wenigstens vor den Fallen und Fehlern zu warnen, die uns selbst schon widerfahren sind.