4. Teil
Nachdem wir auch mit dieser N.I.E.-Nummer keine Handys bei der Telefonica kaufen konnten (es wurden weitere Papiere verlangt) gingen wir in ein großes Elektrogeschäft. An der Fensterscheibe hatten wir einen Aufkleber gesehen auf dem wir erkannten, dass dort auch Handys angeboten wurden. Es dauerte keine 15 Minuten und wir hatten beide neue „Movil“-Telefone, mit günstigen Bedingungen, wie es uns schien. Wir hatten ja auch nicht vor sooo viel zu telefonieren.
Einig waren wir uns über eines: in dieser Gegend wollten wir uns niederlassen. So begannen wir mit der Suche nach einem Häuschen. Es sollte so sein wie das, in dem wie jetzt zur Miete wohnten, aber nicht so hügelig. Ebenerdig gebaut (man muss ja auch ans Alter denken) und auch das Grundstück flach. Zwei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, am liebsten 2 Bäder, Terrasse und natürlich ein Pool. Wir waren im Mai herunter gekommen und nun begann der Juni. Es wurde langsam warm, also ohne Pool war gar nichts zu machen.
In Moraira gibt es einen Immobilienhändler neben dem anderen. Man muss nur von Schaufenster zu Schaufenster gehen und kann sich sein Traumhaus aussuchen. So machten wir es dann auch. Hier bewahrheitete sich das, was wir in Deutschland immer hörten: alle sprachen Deutsch. So war es leicht, unsere Vorstellungen zu beschreiben.
Wir haben ja die Krise und entsprechend gab es Objekte ohne Ende. Jeder Immobilienhändler schien kurz davor zu sein, uns gleich beim Erkennen der Kaufabsicht Fußfesseln anzulegen.
Wie es aber so ist im Leben – die wirklichen Traumhäuser überstiegen unseren Etat. Nach drei Wochen fanden wir dann aber doch eine freistehende „Casita“, die unseren Vorstellungen sehr nahe kam. Wir besichtigten das Haus. Es war möbliert, wie das hier in Spanien wohl so üblich ist. Alles war sehr sauber, frisch gestrichen und poliert. Die Küche sogar voll eingerichtet. An das Kochen mit Gas hatten wir uns inzwischen schon gewöhnt. Das Grundstück war rund 600 qm gross, der Pool 8x4 Meter, alles war mit einer halbhohen Mauer umgeben (die könnten wir ja noch ein wenig aufstocken, meinte mein Mann zu mir).
Wir schauten uns noch ein paar andere Objekte an, kamen aber immer wieder auf dieses Haus in einer sehr schön grünen Urbanisation in Moraira zurück. Es hatte einen Abstellplatz für mindestens 2 Autos und noch eine Garage. Sogar unser Wunsch nach den 2 Bädern wurde erfüllt.
Wir schlugen ein. Der Makler würde den Notartermin für uns vereinbaren und fragte, ob wir das Haus gemeinsam - also auf unser beider Namen zu gleichen Teilen – kaufen wollten. Natürlich wollten wir das.
Der Makler füllte einen Vorvertrag aus. Der sei zur beiderseitigen Absicherung, erklärte er uns. Damit bis zum Notartermin kein Zwischenverkauf stattfinden könne. Es dauerte nicht lang, bis er in seinem Computer den schon bestehenden Vertrag mit unseren Daten ausfüllte. Dann druckte er ihn aus und legte ihn uns zur Unterschrift vor. Er war in Spanisch, Englisch und Deutsch geschrieben – was für ein Glück.
Ausserdem unseren Daten und denen des Besitzers stand im Vertrag der Preis des Hauses sowie der Passus, dass wir 10 % bei Unterschrift anzahlen müssten. Sollte es beim bereits festgesetzten Notartermin durch unsere Schuld nicht zum Verkauf kommen, wäre dieses Geld verloren. Sollte es jedoch durch das Verschulden des Verkäufers scheitern, müsse er uns die doppelte Summe zurückzahlen. Das sei gesetzlich so festgelegt, sagte uns der Immobilienhändler.
Wir vereinbarten einen Termin für den kommenden Tag zur Unterschrift dieses Vorvertrages und zur Übergabe der Anzahlung. Der Notartermin sollte 14 Tage später stattfinden.
Nachdem wir am nächsten Tag die Zahlung und Unterschrift hinter uns gebracht hatten, erläuterte der Makler uns den weiteren Ablauf:
„Der Kaufpreis der Immobilie beträgt 475.000 Euro. Bringen Sie zur notariellen Beurkundung einen bankbeglaubigten Scheck in Höhe von 250.000 Euro mit und den Rest bitte in Bar.“
Wir schauten den Mann erstaunt an. Mit einem milden Lächeln klärte er uns auf:
„Die 250.000 Euro sind der Kaufpreis, der offiziell in die Escritura (Eigentumsurkunde) eingetragen wird. Auf diese Summe zahlen Sie die Steuern, die Gebühr für den Grundbucheintrag und so weiter. Es ist doch nur in Ihrem Sinne, die Summe so gering wie möglich zu halten. Leider können wir jedoch nicht noch weiter runter mit dem Preis, weil das Finanzamt sonst aufmerksam wird!“ Er strahlte uns Beifall heischend an. Wir schauten einander an und wussten nicht: sollten wir uns freuen oder war das unkorrekt? Naja, er war Immobilienhändler und wie er uns erklärte, wäre das die übliche Abwicklungsform. Warum dem Finanzamt noch was hinterher schmeißen, kicherte er.
Wir gingen zu unserer deutschen Bank – in der man natürlich Deutsch sprach – und erklärten, dass wir zum Notartermin einen bankbeglaubigten Scheck über 250.000 Euro und 225.000 Euro in bar benötigten. Die Beraterin lächelte und meinte: „Na, das sieht ja ganz so aus, als hätten Sie Ihr Traumhaus gefunden!“
„Siehst Du“, sagte mein Mann, als wir wieder im Auto saßen, „für die Banker scheint das auch ein ganz normaler Vorgang zu sein. Wir machen das schon richtig!“
Der Notartermin kam, alles verlief reibungslos. Die „Geldübergabe“ erfolgte ohne Beisein des Notars in einem Nebenzimmer, denn er durfte ja offiziell nicht sehen, dass hier noch schwarzes Geld floß. Im Protokoll wurde dann nur festgehalten, dass die Zahlung bereits mittels eines bankbeglaubigten Schecks erfolgt sei, der in Fotokopie dieser Urkunde beigefügt werden würde.
Wir erhielten eine vorläufige Besitzurkunde, die "Nota Simple". Das Original bekämen wir später, nachdem es beim Grundbuchamt eingetragen worden und abgestempelt sei. So in etwa 3 Monaten würden wir Bescheid bekommen. Die Schlüssel des Hauses jedoch erhielten wir sofort. Gemeinsam mit den Rechnungen für Strom, Wasser und noch einigen anderen Dokumenten. Der Immobilienhändler, der uns begleitet hatte, bot uns an, die Ummeldungen beim Strom- und Wasserversorger auf unseren Namen vorzunehmen. Eine nette Geste, wie wir fanden.
Nun waren wir Hausbesitzer!