Worüber ich mich heute geärgert habe:

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Gast327

Guest
Das ganze Fernsehen ist heute voll mit dem 9. November - Juden - Pogrom. Und jeder kommentiert, dass die Deutschen schweigend dabeistanden und zusahen, wie Läden und Synagogen verbrannten. Aber keiner der Nachgeborenen kommt auf die Idee sich zu fragen, warum die Menschen schwiegen. Sie hatten nämlich schiere Angst, begründete Angst damals schon vor den Nationalsozialisten. Keiner, der nicht dabei war, kann sich vorstellen, wieviel Angst diese Schlägertrupps damals verbreiteten. Ich war ein Kind, mir tat keiner was, aber die Angst kroch in mir hoch, das vergesse ich bis heute nicht. Die heutigen rechten Schlägertrupps, die sich aufplustern und Angst verbreiten wollen, bringen mich mit ihren Schlurfer - Springerstiefeln nur zum Lachen. So wie sich Klein-Fritzchen den Buhmann vorstellt. Phhh.

Meine Großmutter wurde von der Gestapo eine Woche im Gefängnis behalten und verhört, weil sie leichtsinnigerweise einen Witz über Hitler gemacht hatte, der abgehört und sofort gemeldet wurde.

Und weil alles so dümmlich kommentiert wird, habe ich mich heute geärgert.
 

Joaquin

Administrator
Teammitglied
Wie viele Bürger standen den Schlägertrupps denn entgegen? Anderswo haben sich Teile der Bevölkerung gegen die Regierung gestellt und einen Bürgerkrieg gewagt. Anderswo hatte die Bevölkerung schon Erfahrung mit Revolutionen gemacht, nun in Deutschland herrschte weiterhin das Obrigkeitsdenken, was sich noch lange hinzog. Erst die 68er Bewegung wagte mal so ein wenig gegen die Staatsgewalt aufzumucken. Und ausgerechnet die Deutschen in der DDR starteten die erste richtige Revolution gegen einen Staat.

Das Wort heißt Zivilcourage und leider passiert es auch in Deutschland immer wieder, dass eine Handvoll Täter, umzingelt von einer großen Zuschauermenge, einen einzelnen auf offener Straße zusammenschlagen können, ohne dass die große Menge der Zuschauer dort eingreift. Statt dessen einen zweiten Stau auf der Gegenseite einer Autobahn erzeugen, weil jeder mit Schritttempo den Unfall auf der anderen Seite ganz genau beobachten will und auch noch die Rettungskräfte anpöpeln, wenn die mal da durch wollen.

Und wenn mal eine Gewerkschaft richtig Flagge zeigt und ihre Arbeiter zum Demonstrieren bringt, dann meckern die anderen rum, warum gerade sie Verspätungen usw. hinnehmen müssen, wo sie doch auch arbeiten müssen usw. Anderswo solidarisiert man sich mit den Demonstranten, hier gönnt keiner dem anderen auch nur die Butter auf dem Brot und Regierung und Wirtschaft lachen sich ins Fäustchen, wie sich die da unten selbst die Beine Stellen.

Und auch bei der Kristallnacht in Deutschland weiß ich, dass die Nazis dies erst einmal in meiner Heimatstadt Kassel ausprobiert haben, einer damals auch typischen Beamtenstadt. Denn sie wussten nicht, wie die Bürger reagieren würden und hatten ebenso ihre Zweifel und Ängste vor den Bürgern. Als sie dann aber mit ihrem Testlauf in Kassel merkten, dass hier keiner auch nur einen Finger rührte, haben sie es auf ganz Deutschland ausgeweitet. Die Bürger hatten die Wahl und auch die Macht etwas dagegen zu tun.

Ich finde was Zivilcourage angeht, hat Deutschland schon viel dazugelernt, aber in anderen Bereichen empfinde ich sie noch als viel zu "typisch deutsch".

Der Zug ist bei einigen Sachen eh schon abgefahren, aber jeder muss sich fragen, wie er sich selbst in solchen Situationen verhält, wo er menschliches Unrecht sieht. Verschließt er die Augen, hört weg und geht seines Weges, oder zeigt er Zivilcourage und stellt sich zwischen Täter(n) und den Opfer(n)?
 
G

Gast676

Guest
Ich hab mich zwar nicht heute geärgert, sondern schon gestern - aber ärgern tu ich mich immer noch.
Ich hab es schon bei den "Witzen" erwähnt, aber eigentlich gehört es in die Politik.
BP Gauck boykottiert die Olympischen Spiele in Sotschi, weil er was gegen Putin und Russland überhaupt hat.
Bei der Trauerfeier für Nelson Mandela ließ er sich aber sehen.
Ob ihm da durch den Kopf gegangen ist, WARUM Nelson Mandela von der ganzen Welt zu Recht so hoch verehrt wird?
 

Maitreya

Neuer Benutzer
Hi Treff, die Frage die sich mir da immer wieder stellt, ist warum wir die Karte in die Schuhe geschoben bekommen. Adolf war aus Österreich, also hat Österreich auch einen Teil der Schuld und nicht nur wir.
Und für mich gibt es keine Täter und Opfer, für mich gibt es nur zwei Arten von Menschen, die einen, die sich treten laßen und die anderen die treten. Und gut, Kinder ausgenommen, aber wer sich als ewachsener Mensch treten läßt, ist selbst Schuld.
 
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