Wie lange dauert es, bis man Gitarre spielen kann?

Joaquin

Administrator
Teammitglied
Oft bekomme ich die Frage gestellt, wie lange es dauert bis man Gitarre spielen kann?

Nunja, diese Frage ist so einfach nicht zu beantworten, da sie von zahlreichen Faktoren abhängt. Diese können aber im wesentlichen auf die drei folgenden Faktoren zusammengeführt werden.
  • Zielsetzung
  • Übungspensum
  • Vorbildung
Wenden wir uns hier dem ersten Punkt zu, der Zielsetzung. Für den einen reicht es schon, wenn sie sich mit ein paar Akkorden zu einigen Liedern am Lagerfeuer begleiten können. Andere dagegen wollen die klassische Gitarre in allen Facetten beherrschen oder die bekanntesten E-Gitarristen der Welt, beim Solospiel in den Schatten stellen. Wie man anhand dieser Beispiele sehen kann, definiert alleine schon die Zielsetzung einen Großteil des Unterrichts- und Lernumfanges eines Schülers. Zumal wer hier größere Ambitionen hegt wissen sollte, dass man ein Instrument in der Regel nie vollständig erlernt und ein Leben lang am lernen ist.

Das Übungspensum bzw. die Zeit die man in das eigene Gitarrenspiel investiert, ist natürlich ein weiterer, wichtiger Faktor. Bei zwei Menschen mit gleicher Voraussetzung, wird derjenige welcher mehr Zeit übt, natürlich auch die größeren Fortschritte machen können. Ein Kind oder Jugendlicher wird oft viel mehr Zeit zum Spielen und Üben auf der Gitarre habe, als ein Berufstätiger, der sich noch nebenbei um seine Familie kümmern muss.

Ob man schon ein Instrument beherrscht oder etwas musikalisches in der Vergangenheit gemacht hat, ist auch ein Faktor welcher das Erlernen eines neuen Instrumentes und das Verständnis der Musik, wie das musikalisches Gehör, Rhythmus usw. positiv prägt. Diese schon erworbenen Kenntnisse und musikalische Erfahrung, kann man dann auch auf das neue Instrument übertragen. Wer in dieser Hinsicht noch nie etwas getan hatte, muss sich dies dann erst im Unterricht aneignen, was natürlich auch Zeit kostet.

Wie man nun unschwer erkennen kann, ist es nicht leicht, ja sogar fast unmöglich hier eine genaue Prognose darüber abzugeben, wie lange jemand benötig bis er Gitarre spielen kann. Selbst wenn man in etwas das Ziel des Gitarrenschülers kennt, spielen hier doch noch so viele Faktoren eine Rolle, die eine Prognose fast schon unmöglich machen. In der Regel kann der Gitarrenlehrer selbst eine Prognose erst dann abgeben, wenn er den Gitarrenschüler selbst im Gitarrenunterricht über einen wirklich längeren Zeitraum von mehreren Monaten beobachten kann. Erst dann kann man tatsächlich feststellen, wie und welche Fortschritte sich einstellen und Schätzungen darüber abgeben, wann sich evtl. welche Ziele für den Schüler erreichen lassen.
 

Hella

Benutzer
Danke für diese Ausführungen, welche die wichtigsten Kriterien für ein erfolgreiches Lernen benennen. Sie gelten ja für alle Musikinstrumente.

Ich habe einige Jahrzehnte nebenberuflich an einer kommunalen Musikschule Akustikgitarre unterrichtet, also Klassik, Folklore, Blues usw. Auch Privatunterricht, außerdem viele Kurse an Volkshochschulen geleitet. Manch einer hatte nach so einem Kurs Spaß an der Gitarre gefunden und wollte etwas weiter kommen, als nur ein paar Akkorde zupfen oder schlagen und dazu zu singen.

Erwachsene haben oft eine andere Motivation, als Kinder und Jugendliche. ErzieherInnen z. B. können die Gitarre flexibler einsetzen, als ein Klavier, zumal es sich gut zur Gitarre singen lässt. Andererseits ist es schon eine Kunst, Jugendliche auf Dauer zu motivieren und sie zum kontinuierlichen Üben zu bringen. Das ist nämlich unabdingbar, genau wie ich das Erlernen der Noten für wichtig halte. Die größte Musikalität nützt beim Einüben unbekannter Stücke nichts, wenn man sie sich nicht anhand der Notenschrift erarbeiten kann. Dies gilt vor allem für klassische Werke.

Für Lehrer ist es wichtig, nach einiger Zeit die musikalischen Vorlieben des jüngeren oder älteren Schülers heraus zu finden und zu fördern. Nur dann sind Motivation zum Üben und Fortschritte möglich und der Schüler ist dann auch bereit, andere Musikrichtungen zu akzeptieren und sich damit zu befassen. Soweit meine Erfahrungen.
 
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