Wer ist der Mensch?

Aaron

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Als übergeordnetes Thema habe ich die Frage nach dem Menschen gestellt, wer er denn eigentlich sei. Sie ist gerade in der heutigen wirren Zeit einer Flut von Einflüssen so elementar geworden, dass der Mensch im Grunde vergessen hat, wer es ist.


Thema: Die Intimität des Inneren
Nebenthema: Schöpfung oder Evolution?

Viele Gedanken strömen von außen auf uns ein, bewegen uns innerlich oder wir verwerfen sie. Wenn wir die Welt betrachten, sind es ja ganz viele Einströmungen. Da ist die Schule, die wissenschaftliche Hochschule, da sind die Medien, allem voran der Fernseher, die Religion und vieles mehr. Eigentlich ist es so, dass wir uns kaum vor einströmenden Gedanken retten können, überall besteht der unausgesprochene Anspruch: "Glaube, was ich dir sage!" Deutlich ist das in der Fernsehwerbung zu sehen, wenn sie uns sagt, wie wir dies und das zu empfinden haben. Ist das in der Wissenschaft und der Religion anders? Wie dem auch sei. Jeder von uns hat ein Inneres, dort ist seine Innerlichkeit, eine Innerlichkeit, die sensibel und verletzlich ist; dort ist etwas tief in uns verankert, das etwas Wertvolles ist, es ist der Kern unseres Seins, wo unsere Überzeugung, unser Glaube und unser Selbst beheimatet ist, ganz gleich, wie weit unser Inneres bisher entwickelt ist, ganz gleich, ob naiv oder nicht.

Die äußere Welt wirkt häufig wie ein Buhlen um die Gunst unseres Inneren, durch das wir an das eine oder andere glauben oder gar aufsehen sollen. Ein Beispiel dazu ist der Kontrast zwischen Wissenschaft und Religion in der innerlich bewegenden Frage, wie das Leben entstanden sei. Ist denn nun eine göttliche Schöpfung gemäß der biblischen Überlieferung oder eine Evolution anlehnend an die Gedanken eines Charles Darwin waltend? Fühlt man sich da nicht gedrängt, eine Entscheidung zu fällen, fällen zu müssen in dem Sinne, entweder stimme das eine und wenn nicht, das andere? Wodurch kommt das eigentlich? Es ist vor allem bei jüngeren Menschen zu beobachten, wie sehr ihr innerer Antrieb sie drängt, etwas in sich befriedigen zu müssen, das wie ein Hungergefühl in ihnen nagt. Es schmerzt seelisch etwa so, wie ein Unterdruck durch die Leere eines Magens. Das verführt schnell dazu, allzu leichtfertig eines der beiden Angebote für sich in Anspruch zu nehmen, ohne wirkliche Einsicht in die mögliche Richtigkeit des Angebots gewonnen zu haben.

Wenn wir an diesem Punkt, sagen wir, aus der Distanz heraus, die uns nicht die Qual des seelischen Hungers beschert, über den menschlichen Drang nach Erkenntnis des Daseins reden, erscheint die bloße Inanspruchnahme eines der beiden Angebote wie ein bloßer Füllstoff, der den hungrigen Magen mit einer großen Menge qualitativ minderwertiger Nahrung zwar füllt und das Hungergefühl vorerst zum Schwinden bringt, doch ergibt sich im Laufe der Zeit eine Mangelernährung notwendiger Mittel wie Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe hin zum Lebendigen.

Entscheiden wir uns nur um der Entscheidung willen, so gleicht das Entschiedene lediglich einem quantitativen Füllstoff selbst dann, wenn das Entschiedene wahr ist, weil die Wahrheit als solche nicht erkannt wurde.

Aaron
 

Aaron

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Thema: Der erste zarte Zugang zur Schöpfungsgeschichte
Unterthema: Scheidung der Geister zwischen naturwissenschaftlichem und biblischem Denken

Wenn ein Kind in der Schule sitzt, erlebt es im Religionsunterricht eine ganz andere Erklärung für das Leben als im Biologieunterricht. Die Religion versucht einen Sinn des Lebens in einer Beziehung zu einem höheren Wesen zu lehren, während die Biologie von einem Kampf um das Dasein spricht. Das sind zwei ganz verschiedene Auffassungen, die in der Schule ohne die Möglichkeit einer Synthese nebeneinander gestellt sind, was zur Verwirrung der Kinder führt.
Jugendliche oder junge Erwachsene hegen häufig in sich das verständliche Bedürfnis nach einer Zusammenführung solcher zweier gegensätzlicher Aussagen. Jetzt beginnen sie nämlich, frei in ihrem Denken zu sein und versuchen so, wie es ihnen eben nur möglich ist, eine Synthese herbeizuführen.

Wie kam es eigentlich zur wissenschaftlichen Evolutionstheorie? Vielleicht lässt sich ihr Ursprung noch heute in den Aktionen und Reaktionen des Wissenschaftlichen ersehen? Die Wissenschaft versucht durch ihre Technik eine im praktischen Leben komfortablere Welt selbstständig zu erschaffen. Sie erfindet immer bessere Autos, Waschmaschinen, Kommunikationsgeräte, funktionelle Kleidung uvm. Sie sucht auch nach Erkenntnissen über die Entstehung des Lebens und bietet neben anderen Gedanken eine Urknalltheorie oder die Evolutionstheorie an.
Die reine Naturwissenschaft ist mit ihrer äußerst abstrakten Hilfswissenschaft der Mathematik ein Produkt einer Denkweise, die eine Unabhängigkeit von einem höheren Wesen sucht. Sie möchte kraft der eigenen geistig-intellektuellen Fähigkeiten frei von einer nicht zu kontrollierenden Macht sein, die einst von der katholischen Kirche auf Erden repräsentiert wurde. Auf ihre Weise schützt die Wissenschaft so ihre innere Intimität vor unkontrollierten Einbrüchen eines anderen Denkens. Wie sie einzelne chemische Bestandteile von einer lebendigen Ganzheit, wie es z.B. bei einer Pflanze ist, voneinander analytisch isoliert, so isoliert sie ihre analytische Denkweise von anderen. -
Insgesamt musste also ein neuer Evolutionsgedanke entstehen, der nicht einen unsichtbaren Gott nach seinem Gutdünken Leben entstehen lässt, sondern nach abstrakten Kriterien einer materiellen positivistischen Wissenschaft. (Als Positivismus wird die Ablehnung alles transzendenten Wirkens bezeichnet. Der Materialismus meint, die Grundlage alles Seins sei die Materie.)

Wenn nun ein wissenschaftlich orientierter Denker die biblische Schöpfungsgeschichte liest, muss er unweigerlich ein tiefes Unverständnis erleben. Schon im ersten Satz fängt das an, denn es heißt, Gott hätte am Anfang Himmel und Erde erschaffen. Nanu, es mag schon sein, dass er die Erde erschuf, aber auch den Himmel? Gab es den denn nicht schon immer? Wo hat er denn vorher gelebt? War er etwa für unendliche Zeiten obdachlos gewesen und kam erst später auf die Idee, sich ein Heim zu schaffen? Wie will er denn in nur sechs Tagen die Welt erschaffen haben, wenn doch die Wissenschaft von gewaltigen Zeiträumen spricht? Und wieso hat er erst am vierten Tag die Sonne erschaffen, wenn es doch schon am ersten Licht wurde? - Fragen über Fragen.

Wenn wir der Genesis trotz solcher Widersprüche einen (vorerst völlig unbekannten) Sinn unterstellen wollen, muss in uns die Ahnung allmählich entstehen, dass wissenschaftliches Denken keinen Zugang zu ihrer Denk- und Ausdrucksweise finden kann.

Aaron
 
S

Schnuckilein

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Zu diesem Thema fällt mir eigentlich nur dieser Spruch von Mark Twain ein: "Entäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente"... :D
 

louzilla

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Original von Schnuckilein
Zu diesem Thema fällt mir eigentlich nur dieser Spruch von Mark Twain ein: "Entäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente"... :D

Nicht Gott schuf den Menschen, sondern der Mensch schuf Gott. :D Ich finde, das erklärt alles. :yes:
 

H2SO4

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Original von louzilla
Original von Schnuckilein
Zu diesem Thema fällt mir eigentlich nur dieser Spruch von Mark Twain ein: "Entäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente"... :D

Nicht Gott schuf den Menschen, sondern der Mensch schuf Gott. :D Ich finde, das erklärt alles. :yes:


muss ich dir auch zustimmen das der mensch gott geschaffen hat
 

Simoro

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Original von louzilla
Original von Schnuckilein
Zu diesem Thema fällt mir eigentlich nur dieser Spruch von Mark Twain ein: "Entäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente"... :D

Nicht Gott schuf den Menschen, sondern der Mensch schuf Gott. :D Ich finde, das erklärt alles. :yes:

Das ist das Beste was ich schon langer Zeit gehört habe. Und bin total einverstanden damit
 

Aaron

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Zwischenzeitlich sind einige Beiträge erschienen, auf die ich gleich eingehen möchte. Zunächst möchte ich das Bisherige zusammenfassen:

- Ich sprach die Irritation an, die entsteht, wenn Kinder in der Schule zwei gänzlich unterschiedliche Erklärungen für das Leben (Evolutionstheorie und Genesis) hören, die nicht einander ergänzen und sich sogar widersprechen.
- Es hat unsere Gesellschaft eine Art des Buhlens um die Gunst ihrer Mitglieder entwickelt, das verhindert, klare Gedanken fassen zu können, was dazu führt, dass der moderne Mensch eher ein Zerrissener ist.
- Wissenschaftliches Denken kann biblisches nicht verstehen.
- Wissenschaftliches bzw. materialistisches Denken spart eine göttliche Schöpfung aus und glaubt, alles Leben enstünde aus der Materie. Es ist deshalb gezwungen, Theorien zu entwickeln (Evolutionstheorie), die versuchen, eine Entwicklung aus der Materie heraus zu erklären.
- Es besteht die Gefahr, sich allzu frühzeitig und ungeprüft einer Ansicht anzuschließen, ohne sich über sie ausreichend im Klaren zu sein, weil im Menschen das (verständliche) Bedürfnis ist, Antworten haben zu wollen.

Es sind Gedanken aufgetaucht, die den ursprünglichen Gedanken, Gott habe den Menschen erschaffen, herumdrehen, indem sie sagen, der Mensch habe Gott erschaffen. Solches kann recht förderlich sein, wenn genügend zu Ende gedacht wird. Man könnte sich aufbauend verschiedene Fragen stellen, z.B. was eigentlich der Antrieb ist, der zu dieser Frage führt?


Thema: Hinterfragung des Evolutionsgedankens

Die heutige Evolutionstheorie hat ihre Ausgangsbasis etwa im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Davon blieb nur noch die Idee übrig, dass der Mensch sich aus dem Tierreich heraus entwickelt hätte. Wie sah aber die gesamte Idee aus? Das ist ganz einfach. Es hat sich ja ein materialistisches Zeitalter im Laufe der Jahrhunderte entwickelt, das eben glaubt, alles habe sich aus der toten, unbewussten Materie heraus zum Leben entwickelt. Die tote Materie ist eben das Mineralreich. Alles Leben hätte sich daraus entwickelt. Zunächst sollen es die Pflanzen gewesen sein, die nur komplizierter aufgebaut seien als der Stein. Schließlich hätten sich aus den Pflanzen die noch komplizierteren Tiere entwickelt und zum guten Schluss der höchst entwickelte Mensch aus dem Tiere.
Nun, wenn der Mensch lediglich aus der toten Materie besteht, wie kann er sich dann über sich selbst bewusst sein? Dies zeigt deutlich, dass der Mensch mehr als nur aus Materie besteht. Er besitzt zweifellos einen materiellen Körper, aber über diesen hinausgehend besitzt er zudem Bewusstsein, das nicht aus der toten Materie stammen kann, und sei sie noch so komplex zusammengestellt, Materie bleibt tot.

Aaron
 

Aaron

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Thema: Das Bewusstsein des Menschen

Durch die Hinterfragung der Reihenfolge vom Mineral zur Pflanze, von der Pflanze zum Tier und schließlich vom Tier zum Menschen stellte sich heraus, dass die Begabung des Menschen zu einem Bewusstsein über sich selbst nicht durch die mineralische Beschaffenheit seines physischen Körpers verursacht sein kann. Woher kommt denn das Bewusstsein eigentlich? Wie der physische Körper aus der Welt des Mineralischen stammt, so stammt das Bewusstsein notwendig aus der geistigen Bewusstseinswelt bzw. vom Geistigen oder kurz: vom Geist.

Ein Bewusstsein kann auch dem Tier zugesprochen werden, vor allem den Säugetieren; doch worin liegt der Unterschied zwischen dem menschlichen und dem tierischen Bewusstsein? Man spricht mit Kleinkindern bis etwa unter drei Jahren gerne in der dritten Person: "Christoph hat das aber schön gemacht!", oder über sich selbst: "Mama geht jetzt einkaufen!" Die dritte Person wird bevorzugt, weil ihre Unpersönlichkeit dem Kleinstkinde gegenüber unbewusst als angemessen empfunden wird.

Mit etwa drei Jahren passiert etwas recht Geheimnissvolles : Das Kleinstkind erhält in einem plötzlichen, unvermittelten Akt die Erkenntnis, ein eigenständiges Ich zu sein, das sich von anderen nun abgrenzen kann, während es zuvor mit der Welt und seinen Kontaktpersonen, insbesondere seiner Mutter, eine undifferenzierte Einheit bildete.

Lassen wir dazu den deutschen Dichter Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter) zu Worte kommen, der uns sein Ich-Erlebnis in seiner Lebensbeschreibung zukommen lässt: "Nie vergess` ich die noch keinem Menschen erzählte Erscheinung in mir, wo ich bei der Geburt meines Selbstbewusstseins stand, von der ich Ort und Zeit anzugeben weiß. An einem Vormittag stand ich als ein sehr junges Kind unter der Haustür und sah links nach der Holzlege, als auf einmal das innere Gesicht (er meint eine innere Eingebung), ich bin ein Ich, wie ein Blitzstrahl vom Himmel auf mich fuhr und seitdem leuchtend stehenblieb: da hatte mein Ich zum erstenmal sich selber gesehen und auf ewig. Täuschungen des Erinnerns sind hier schwer denkbar, da kein fremdes Erzählen sich in eine bloß im verhangenen Allerheiligsten des Menschen vorgefallene Begebenheit, deren Neuheit allein so alltäglichen Nebenumständen das Bleiben gegeben, mit Zusätzen mengen konnte."

Mit der Ich-Erkenntnis beginnen die Kinder, die Verhältnisse der Welt unentwegt zu erfagen: "Warum?" - Warum? Die Ich-Erkenntnis lässt gleichsam die Du-Erkenntnis aufleben. Was nicht ich bin, ist ein Du, ist ein Gegenüber, ist ein anderes als ich es bin. Im Bewusstsein entsteht die Einsicht, dass es etwas außerhalb gibt, es entsteht eine innere Distanz; erst diese erlaubt eine bewusste Verhältnismäßigkeit zwischen dem Kinde und seiner Umwelt.

Aaron
 

dutti

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kleine zugabe zum Ich-bewußtsein von mir :)
richtig so etwa ab dem dritten lebensjahr entwickelt ein kind das Ich-bewußtsein. es erkennt sich von nu an im spiegel selber.
bei anderen säugern wie zB dem elephanten ist dies nicht der fall. obwohl ein elephant sich im spiegel nicht erkennt kann er das spiegelbild zu seinem vorteil nutzen. in einem test stellte man ein holzbrett auf dem boden, legte etwas zu essen hinter die linke kannte und stellte einen spiegel dahinter. der elephant konnte dank des spiegels die nahrung aufnehmen. chimpansen hingegen erkennen sich im spiegel wieder und nutzen diesen wie auch der mensch um sich zu putzen zB.
wusstet ihr das primaten enger mit dem mensch verwandt sind als mit anderen affen?
 

Telefon1

Aktives Mitglied
Aus chemischer Sichtweise ist der Mensch eine chemische Verbindung aus Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Nitrogen, Calcium und Spurenelementen. Wert insgesamt: 14 DM. Der Mensch ist nichts anderes als ein komplizierter biochemischer Mechanismus.
 

Aaron

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Zusammenfassung:

Der menschliche Körper entstammt der Materie, sein Bewusstsein kann nicht der toten Materie entstammen. Die Herkunft des Bewusstseins ist geistiger Art.


Thema: Ich-Bewusstsein und Begierden

Das mit einem Ich noch unbegabte Kleinstkind ist mit seiner Mutter und der Welt noch ganz verschmolzen. Seine Haut, die den Menschen sonst von seiner Umwelt abgrenzt, ist noch weich und samtig, ja, fast transparent und durchsichtig.

Das blitzartig erlangte Talent zur Ich-Bewusstheit (oder Ich-Erkenntnis) versetzt das Kind in die Lage, gleichsam ein Du-Bewusstsein zu erlangen. Dadurch kann es sich allmählich von seiner Mutter und der Welt abgrenzen. Ganz allgemein wird es befähigt, ein Gegenüber wahrzunehemen, das seinerseits ihm etwas entgegenhalten kann. Ich-Bewusstheit heißt einerseits, Entschmelzung von der Welt hin zu einer Differenzierung.

Auch in sich selbst, in seinen Gedanken und Empfindungen kann das Kind nun ein Gegenüber finden. Während es zuvor noch ganz in seiner Empfindungswelt lebte, ist dem nun eine höhere Ich-Bewusstheit dazugestellt. Durch das Ich werden die Gefühle bewusst, wodurch ein anderer Umgang mit ihnen möglich wird. Niedere Gefühle können von edlen unterschieden, Begierden können erkannt werden. Mit diesem Bewusstseinsvorgang geht organisch eine Veränderung der blütenhaften Haut einher, die mehr und mehr eine, sagen wir, grobe und widerstandfähige Struktur entwickelt.

Wenn eine Katze bemerkt, dass ihr Napf gefüllt wird, wird sie, solange sie nicht gesättigt oder krank ist, kommen und fressen. Ein Mensch, der gerade ein gutes Buch liest, wird sich, wenn gerade ein Hungergefühl sich einzustellen beginnt, sagen können, jetzt dem Gefühl noch nicht nachgehen zu wollen, bevor nicht das Kapitel zu Ende gelesen wurde.

Das Ich-Bewusstsein des Menschen ist eine höhere Instanz, die den Begierden, Trieben, Instinkten und Leidenschaften gebieten kann, während das Tier ihnen unmittelbar folgt. Sie werden beim Tier nicht mit selbstständigen, über das unmittelbare Eigenleben hinausgehenden Gedanken durchwoben.


Aaron
 

dutti

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ja, sehr schön @Aaron! wärend dem Ich-bewusstsein fühlt sich ein kind als das zentrum des universums.
es kann sich im spiegel jedoch nicht selbst erkennen.
das bewusstsein welches wir haben aber tiere nicht führt lediglich auf die kapazität unseres gehirns zurück.
 

Aaron

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Thema: Vom Denken


Es heißt, man müsse erst einmal verdauen, was noch nicht verstanden wurde; man brauche eben noch Zeit. Das heißt, ein Verstehen kann nicht von außen gegeben werden, sondern verlangt eine innere denkerische Selbsttätigkeit, die zur Verarbeitung eben Zeit braucht. Andernfalls nimmt der Mensch von anderen Vorgekautes zu sich, sofern er nicht abblockt. Er durchdringt damit nicht selbsttätig, sondern verhält sich wie ein von seiner Mutter abhängiger Säugling. Er erhält von ihr sofort, was ihm sein natürlicher Hungertrieb gebietet; was übrigens ganz normal und richtig ist.

Der Säugling wie auch die Tiere in der Natur folgen ihren Bedürfnissen unmittelbar, doch entwickelt sich das Menschenknäuel weiter, während das Tier auf der Stufe der unfreiwilligen, wenn auch als eine solche nicht empfundene Bedürfnisbefriedigung stehen bleibt. Je älter ein Kind wird, desto eher kann es sein Triebleben mit selbstständigen, vom Trieb unabhängigen Gedanken durchsetzen. So hat der Erwachsene die Freiheit, selbsttätig über das Wesen des Menschen nachzudenken und damit verbunden über das Eigenleben seiner Naturtriebe zu gebieten.

Er hat aber auch die Freiheit, Vorgekautes für sich in Anspruch zu nehmen, sofern er nicht abblockt. Er durchdringt nicht selbsttätig, sondern verhält sich wie ein von seiner Mutter abhängiger Säugling.

Die stete Übung im selbsttätigen und richtigen Denken sowie das Gebieten der Triebe zwischen Gefallen und Missfallen, zwischen Behagen und Unbehagen, zwischen Sympathie und Antipathie sind notwendige Voraussetzungen, sich Aufschluss über das Wesen des Menschen verschaffen zu können.

Ein sich so ausrichtendes Denken birgt gewisse Unannehmlichkeiten in sich. Man wird nicht verstanden und es droht, sozial ausgegrenzt zu werden. Doch wer in sich das starke Bedürfnis nach Menschenerkenntnis verspürt, wird den Mut haben, sich darüber hinwegzusetzen. Das ist keine Frage einer höheren Intelligenz, dazu ist jeder wenigstens durchschnittlich begabte Mensch in der Lage, wenn er nur den Mut und die Ehrlichkeit dazu aufbringen kann.

Zum Schluss fragt sich, was es nur sein kann, das von außerhalb kommend vom selbsttätigen Denken abzulenken geeignet ist.


Aaron
 

Biank

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Sehr interessante Beiträge, Aaron. Ich hänge der Denkschule an, die den Menschen als den "Inneren Beobachter" bezeichnet. Alles andere sind gelernte Instrumente. Das einzig "essentielle" ist dieser "Beobachter", der im Laufe der Zeit immer kompliziertere Instrumente zur Verfügung hat.
 

Aaron

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Thema: Von der Philosphie

Philosophie wird allgemeinhin mit "Liebe zur Weisheit" übersetzt. Es fragt sich daher, was "Liebe" als auch "Weisheit" bedeuten.

Aaron
 

Biank

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Original von Aaron
Thema: Von der Philosphie

Philosophie wird allgemeinhin mit "Liebe zur Weisheit" übersetzt. Es fragt sich daher, was "Liebe" als auch "Weisheit" bedeuten.

Aaron

Durch meine Wahrnemungsfilter wird das Wort Liebe mit einer positiven Einstellung zum... Gesamtbild übersetzt. Also irgendwie unpersönlich. Du denkst und fühlst nicht mehr aus der begrenzten Perspektive des Fleisch gewordenen Bewußtseins, sondern erweiterst diese Grenze und denkst auch an "andere Elemente des selben System´s"

Weisheit ist viel komplizierter zu Erklären, aus meiner Sicht. Ist aber eher aus linguistischen Gründen kompliziert, nicht weil man nicht weiß, was man darunter verstehen sollte. Es gibt keine klar definierte linguistische Grenze zwischen Klugheit, Weisheit usw. - zumindest kann ich schwer welche erkennen.
 

Aaron

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Thema: Was ist Philosophie?

Die Frage nach der Herkunft des Menschen, nach seinem Wohin und nach dem Sinn des Lebens überhaupt, hat die Eigenart, dass sie nur dem Menschen möglich ist. Er hat die Freiheit der Wahl, wie und wonach er sich in diesen Fragen entscheidet - auch dieses zeigt eine Eigenart des Menschen an. Er kann nach des Menschen Herkunft in rein körperlich-materiellem Sinne fragen, wie es die Wissenschaft versucht, oder er fragt in geistigem Sinne, wie es die Philosophie praktiziert. Hingegen neigt man im Zuge der modernen Naturwissenschaft und der Macht ihrer materialistischen Anschauung dazu, in der Philosophie sich allzu gerne auf sie zu beziehen, was ihren Grad an geistiger Ausrichtung entsprechend schwächt.

Wir wollen uns hier nach philosophischen Gesichtspunkten ausrichten; denn diese erst berühren die hohe Sensibilität nach Befriedigung des natürlichen Bedürfnisses, Erkenntnis über das geheime Wesen des Menschen und der Welt sich zu erringen.
Und doch ist es gerade dieses Bedürfnis, es ist seine große Sensibilität, die droht, ihn instabil zu machen, die ihn leicht ins Schwanken geraten lässt und er so für Suggestionen vielfältiger Art umso empfänglicher und verführbarer ist. Aber das zeigt auf der anderen Seite, wie wichtig es besonders für junge Menschen ist, eine notwendig geistige Orientierung zum Wohle des höheren Teils der Seele sich zu erwerben, indem sich Aufschluss über das geheime Wesen des Menschen und das der Welt in einem stetigen Ringen durch eigene denkerische Tätigkeit verschafft wird.

Philosophie als "Liebe zur Weisheit" ist etwas, das sich ein Mensch erst im Laufe eines langen Lebens erwirbt. Er mag als junger Mensch bereits die Neigung zur Philosophie haben, doch Weisheit ist nur dem Älteren beschieden, wenngleich sie nie ein Ende findet, wie im Leben auch nie ausgelernt werden kann. Man hat sich als Älterer mit der Welt gerieben, seine Ecken und Kanten abgeschliffen und einen Reichtum an Erfahrungen gesammelt. Wie der Mensch die Möglichkeit hat, seine Fragen körperlich-materiell oder geistig auszurichten, so kommt es auch hier darauf an, wie er seine Lebenserfahrungen verwertet. Welche Einstellung findet er zum Leben? Ist es ein Kampf, bei dem es darum geht, seine persönlichen Interessen durchzusetzen oder betrachtet er das Leben mit einem inneren Abstand aus einer höheren Warte? Wer sich in den Dingen des weltlichen Lebens zu seinem persönlichen Vorteil besser durchschlängeln will, ist nicht weise, sondern klug. Gemäß der Redewendung, der kluge Mann baue vor, plant der Kluge sein Leben auf lange Sicht und bedenkt die Konsequenzen seines Tuns. Infolge seiner Voraussicht wird verständlich, dass der Kluge vorsichtig oder gar ängstlich wird, seinen Erwerb durch unvorhersehbare Ereignisse wieder zu verlieren. Um dem zu entgehen, neigt er zur Kontrolle der Lebensumstände, die ihre Leichtigkeit und Ursprünglichkeit allmählich verlieren. Die Klugheit ist immer mit einem egoistischen Zug verbunden, selbst dann, wenn der Klügere nachgibt. Das scheint vordergründig weise zu wirken, doch tut er das nur dann, wenn er sich einen Vorteil daraus verspricht. Wer das nicht durchschaut, wird sich vielleicht zum ausgleichenden Gegenspruch genötigt fühlen, wie es Anfang der 80er Jahre modern war: Der Klügere gibt so lange nach, bis er der Dümmere ist.

Der Kluge und der Weise leben beide in der Welt, der Kluge jedoch lebt zusätzlich mit der Welt. Der Weise hingegen hat gelernt, dass es auf die persönliche Durchsetzung der Eigeninteressen nicht ankommt, sondern dass der Sinn des Lebens in einem Höheren liegt. Weisheit ist demnach nicht klüger als Klugheit, sie ist nicht die klügere Variante der Klugheit und stellt keine Steigerung des Klugen dar, wie es häufig gemeint wird. Der Weise wird in den Ereignissen und seinen Erfahrungen stets das Höhere suchen. Seine überpersönliche höhere Warte sieht von der Besonderheit des Einzelfalles ab und sucht das Allgemeine bzw. das zugrunde liegende höhere Gesetz zu erkennen. Dort befindet sich auch die Eigenschaft des menschlichen Verstehens, die sich mit der Herzensgüte paart. Sie ist dem Weisen keine fertig in die Wiege gelegte Eigenschaft, sondern erwirbt sich erst durch manchen Rückschlag und manch bittere Enttäuschung.


Die folgende Fabel "Der Rabe und der Fuchs" von Jean de la Fontaine soll beispielhaft zeigen, wie Klugheit durch die List der Schmeichelei die Eitelkeit des anderen benutzen kann, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen:

Der Rabe und der Fuchs

Ein Rabe saß auf einem Baum und hielt im Schnabel einen Käse; den wollte er verzehren. Da kam ein Fuchs daher, der vom Geruch des Käses angelockt war. "Ah, guten Tag, Herr von Rabe!" rief der Fuchs. "Wie wunderbar Sie aussehen! Wenn Ihr Gesang ebenso schön ist wie Ihr Gefieder, dann sind Sie der Schönste von allen hier im Walde!" Das schmeichelte dem Raben, und das Herz schlug ihm vor Freude höher. Um nun auch seine schöne Stimme zu zeigen, machte er den Schnabel weit auf - da fiel der Käse hinunter. Der Fuchs schnappte ihn auf und sagte: "Mein guter Mann, nun haben Sie es selbst erfahren: ein Schmeichler lebt auf Kosten dessen, der ihn anhört - diese Lehre ist mit einem Käse wohl nicht zu teuer bezahlt." Der Rabe, bestürzt und beschämt, schwur sich zu, dass man ihn so nicht wieder anführen sollte - aber es war ein bisschen zu spät.


Der Weise als Lehrer, Ratgeber und Richter

Der weise Lehrer wird mit seinen Schülern auf die Suche nach den tieferen Gesetzen der Dinge gehen und die geistigen Zusammenhänge suchen. Der kluge Lehrer wird seinen Schülern möglichst viel Lebenspraktisches vermitteln, damit sie sich in der Welt einen Vorteil verschaffen können.

Als Ratgeber wird der Weise dem Fragenden nicht raten, sich in der Angelegenheit möglichst vorteilhaft zu verhalten, wie es der Kluge täte, er wird vielmehr die Frage auf eine höhere Ebene des Bewusstseins tragen, wo eine ganz unerwartete Antwort steht.

In der biblischen Anekdote - 1 Kön 3, 16-28 - wird von zwei Müttern berichtet, die ihren Streit um den rechtmäßigen Besitz eines Kindes vor dem König als Richter bringen. Die eine beschuldigt die andere, sie habe im Schlaf ihr eigenes Kind erdrückt und danach das tote Kind gegen das lebendige vertauscht, das ihr, der Klägerin, gehöre. Da die Beschuldigte die Richtigkeit dieser Darstellung bestreitet und ihrerseits Anspruch auf das lebende Kind erhebt, lässt der König ein Schwert bringen und befiehlt, das Kind zu teilen. Da verzichtete die leibliche Mutter auf ihr Kind und weist sich durch eben diesen Verzicht, der ihre wahre Liebe offenbart, als die echte Mutter aus. "Das mütterliche Herz entbrannte über ihren Sohn".

Berthold Brecht hat vielleicht anlehnend an diese biblische Anekdote seine allgemein bekannte Erzählung "Der Augsburger Kreidekreis" geschrieben. Auch er lässt das Höhere, die mütterliche Liebe nämlich, durch eine ähnlich dramatische Aktion eines Richters über das Niedere siegen.

Wir können in unserem Leben nicht gleich so dramatisch das Schwert zu einer Entscheidung herbeibringen, wie es der König in der Anekdote tut. Doch können wir das "Schwert der Entscheidung" anderweitig herbeiholen? Nehmen wir ein Beispiel, wie es jeden Tag irgendwo vorkommt: Ein Junge wird von einer Gruppe Jugendlicher regelmäßig gehänselt, was ihn zur Tobsucht treibt. Er fragt nun um Rat. Was kann ihm geraten werden? Wozu sollte er sich entscheiden, das ihm das Höhere aus der Situation zu erkennen verhilft?

Aaron
 
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