Die Mücke
Ein Drama
Auf dem Brot mit Marmelade,
Das ich mir zum Frühstück strich,
Tänzelte sie ihre Pfade:
Ein Mücke und entwich,
Als ich wedelnd sie verscheuchte
Nur für einen Augenblick,
Einmal um die Deckenleuchte
Flog sie prompt zum Brot zurück.
Nun gehör ich zu den Leuten,
Die beim Frühstück schlechtgestimmt,
Weil des Weckes lautes Läuten
Mir die Lust am Morgen nimmt.
Folglich schlug ich mehrmals heftig
Mit dem Messer nach der Mücke,
Doch ich traf nur einmal kräftig,
Und die Tasse sprang in Stücke.
Kaffee floß als braune Brühe,
Sog sich in mein Frühstücksbrot,
Doch umsonst war alle Mühe,
Denn die Mücke war nicht tot.
Und ich schwor der Mücke Rache,
Holte eine schwere, lange
Doch am Ende nützlich flache
Mückentötereisenstange.
Schlug, wo ich die Mücke fand
Jeweils kräftig auf sie ein:
Auf den Tisch und auf die Wand,
Schlug die Kaffeekanne klein.
Und ich hab' sie aufgespürt,
Als sie auf dem Rohre saß,
Das zum Badeboiler führt,
Angefüllt mit Heizungsgas.
Schlug mit einem großen Hieb
In das Rohr ein tiefes Loch,
Was die Mücke zwar vertrieb,
Aber ach, sie lebte noch.
Ganz entkräftet saß ich da,
Griff zur Frühstückszigarette.
Was im Weiteren geschah,
Schild're ich im Krankenbette:
Heftig schlugen rings die Flammen,
Lichterloh verpufft das Gas,
Selbst die Decke brach zusammen,
Bis ich ganz im Freien saß.
Wie ich da so saß und fluchte,
Flog als allerletzter Hohn
Diese Mücke, die verruchte
In das Himmelsblau davon.
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