Spruch: "Ich habe nichts zu verbergen"

Lucas

Aktives Mitglied
Hallo

Was für einer Einstellung entspricht der Spruch:
"Ich habe nichts zu verbergen"

Ist so eine Denkweise nicht vollkommen falsch?
Haben wir nicht alle was zu verbergen?
Haben wir nicht berechtigte Interessen daran das unsere Angelegenheiten nicht immer und vollständig öffentlich werden?

Man kann ja im Eventualfall etwas preisgeben wenn man das will, für nützlich erachtet, ..........,
aber ist so was mit einer Einstellung das anständige Menschen nichts zu verbergen hätten,
von anderen Menschen mit diesen Argument einforderbar?

Was würde aus unserer Gesellschaft wenn dieses "Ich habe nichts zu verbergen" Standard würde?

Gruß
 

Joaquin

Administrator
Teammitglied
Ich bin dafür, dass jeder Politiker, Manager von gewissen Firmen, selbsternannte Sicherheitsexperten usw. der so einen Spruch bringt, komplett mit Mikrofonen, Kamera, Blutdruckmessgeräten, Herzfrequenzmesser usw. zu verkabeln und rund um die Uhr alles ins Netz gestreamt wird. Wenn er seine PIN beim Einkaufen eingibt, wenn er auf dem stillen Örtchen ist, wenn er sein kleines Kind nackt badet oder die kranke Mutter pflegt, sich mit Freunden über den Partner, das Geschäft und die Politik unterhält, in der Nase popelt, sich die Beine rasiert, alles rein. Erst wenn sie dazu bereit sind, nehme ich ihnen diesen Spruch ab. Ansonsten ist es nichts weiter als eine abgedroschene Floskel um in der Regel eigene politische, monetäre oder Machtinteressen zu unterstützen.

Stichpunkte sind hier die Menschenwürde und Freie Entfaltung der Persönlichkeit.
 

Sonnenschein

Bekanntes Mitglied
Ich habe damals die Affäre von Uwe Barschel mitbekommen.
Der politischen Skandal, der sich 1987 in Schleswig-Holstein ereignete.

Ich habe nichts zu verbergen. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!
Ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!
UweBarschel

Lüge und Wahrheit in der Politik?

Barschel Ehrenwort

Die Barschel-Engholm-Affäre 1987

Im Mai 1993 trat Engholm wegen der Schubladenaffäre von seinem Amt als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurück und legte alle Parteiämter,
auch den SPD-Vorsitz, nieder.
 
Zuletzt bearbeitet:

Lucas

Aktives Mitglied
Man hat ja, wenn man von der Polizei als Zeuge vernommen wird, ein Auskunftsverweigerungsrecht.
Ich gehe davon aus das die meisten Befragten davon keinen Gebrauch machen,
selbst dann nicht wenn es um Verwante, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, oder sonstig nahestehende Personen geht.
Warum aber soll man sich in Angelegenheiten mischen, für die man nicht verantwortlich ist, nur weil es ermittelnde Beamte so wollen.
Man könnte doch abwägen ob man Auskunft geben will oder nicht.
Geht es um einen erheblichen Tatvorwurf, so wird einem ein Staatsanwalt oder Richter befragen,
bei dem man dann aber auch antworten muß.

Warum sind die Leute so auskunftsfreudig als würden sie als Zeuge die Pflicht haben,
der Polizei alles zu sagen was die wissen wollen?
 

Joaquin

Administrator
Teammitglied
Auch ich habe einmal von meinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch gemacht, weil ich in einer Situation einer falschen Tat beschuldigt wurde und damit infolgedessen ohnehin einen Anwalt hinzuziehen musste. Somit habe ich es für klüger empfunden, meine Aussage später und in aller Ruhe dort abzugeben. Damals schien mir auch der bearbeitende Beamte mit der Umstellung von mechanischen Schreibmaschinen auf PCs, etwas zu überfordert zu sein :)

Das wesentliche ist, es gibt Grundrechte, die nicht nur im Grunde gut sind, sondern auch aus gutem Grund. Diese lapidar mit einer derartigen Floskel wegwischen und die Gefahren schön reden zu wolle, halte ich für äußerst gefährlich. So etwas stellt nichts anderes dar, als ein Angriff auf die Verfassung, das Rechts- und Wertesystem unserer Gesellschaft.

Die Welt hat sich weiter gedreht (um bei den Floskeln zu bleiben) und vieles bedarf natürlich Überarbeitungen und Anpassungen an die neuen Gegebenheiten. Dies aber bitte mit Sinn und Verstand und nicht mit Ignoranz und Arroganz.
 

Lucas

Aktives Mitglied
Auch ich habe einmal von meinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch gemacht, weil ich in einer Situation einer falschen Tat beschuldigt wurde und damit infolgedessen ohnehin einen Anwalt hinzuziehen musste
Das ist dann aber das Aussageverweigerungsrecht.
Klar, als Beschuldigter muß man sich immer überlegen ob man überhaupt aussagen will.
Wenn klar ist das ein Anwalt nötig ist, dann würde ich u.U. auch erst nach Akteneinsicht aussagen, wenn ich das dann für sinnvoll halte.

Mich wundern immer diese Berichte über stundenlange Verhöre ohne Anwalt.
Sind die Leute so dumm sich auf so was einzulassen?
 
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