Hier ein Zeitungbericht aus unserer Tageszeitung:
Von Eichen droht ein „Giftpfeilhagel“
Gesundheit: Massenpopulation des Eichenprozessionsspinners – Allergien durch Raupenhaare – Apotheke warnt Eltern
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Hautausschläge, die sich in punktuellen Rötungen, Schwellungen, intensivem Juckreiz und Brennen äußern, müssen nicht von einer Erdbeerallergie kommen. Eine entsprechende Vermutung hatte sich XXXX vor einem Jahr nach einer heftigen allergischen Reaktion aufgedrängt. Inzwischen weiß er, dass die Qualen nicht Folgen des Verzehrs von Erdbeeren waren, sondern von Raupen ausgelöst wurden, deren Gespinstnest er an einem Eichenbaum in seinem Garten am Hessenring ausgehoben hatte. Das unbedachte Vorgehen hat der heute 76 Jahre alte Rentner „bitter büßen müssen“. Er war dabei nämlich in Kontakt mit einem heimtückischen Krankheitserreger gekommen – den giftigen Raupenhaaren des Eichenprozessionsspinners.
Begünstigt durch den milden Winter und einen sonnigen April ist in diesem Jahr eine regelrechte Massenpopulation zu beobachten. XXXX hat heuer an seiner Eiche gleich zwei Nester entdeckt. Auch in den Nachbargärten sind Raupen und Gespinste angesiedelt, vor deren Berührung der Rentner dringend warnt. Denn neben den Hautausschlägen (Raupendermatitis) können die mit Widerhaken versehenen Haare zur Bildung von Quaddeln am ganzen Körper, zu Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut, durch Einatmen zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Nicht selten sind begleitende Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzüdung.
„Die Kinder sehen aus, als ob sie die Masern hätten“, kam gestern eine alarmierende Stimme aus der XXXX-Apotheke im Einkaufszentrum Dicker Busch II. In diesem Stadtteil, so sieht es aus, tritt der Schädling besonders heftig auf. Denn seit Freitag, so eine Angestellte der Apotheke, geben sich ganze Familien, die nach juckreizstillenden Salben verlangen, die Klinke in die Hand. „Die Leute müssen dringend gewarnt werden, dass sie den Wald meiden“, fordert die Apothekerin.
Ihre Sorge bestätigt ein Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Danach sind die Raupenhaare auch ohne direkten Kontakt mit den Gespinstnestern für den Menschen eine akute gesundheitliche Gefährdung. Die sehr feinen, leicht brechenden Brennhaare, die den Raupen ab dem dritten Larvenstadium wachsen, werden bei günstiger Witterung durch Lufströmungen über weite Strecken getragen. Entsprechend groß sind die Risikogruppen. Zu ihnen gehören vor allem Erholungssuchende an Waldrändern, Besucher von Freizeitanlagen, Anwohner betroffener Waldgebiete und spielende Kinder. Mehr Fragen zum Eichenprozessionsspinner? Das Merkblatt kann im Umweltamt angefordert werden.
Die Stadt hat in öffentlichen Bereichen, die nach den Erfahrungen aus den Vorjahren aufgrund eines von dem Schädling bevorzugten exponierten sonnigen Standortes besonders vom Befall bedroht sind, zeitig eine Bekämpfung mit dem ökologisch am ehesten verträglichen Bazillus thuringiensis vorgenommen, der allerdings auch andere Schmetterlingsarten schädigen kann. Aktuell entdeckte Gespinstnester, die sich in der Regel nicht unter zehn Meter Höhe in Eichen, vereinzelt auch in Buchen sowie am Boden befinden können, lässt die Stadt von dem heimischen Baumpflegebetrieb XXX mit einem speziellen Industriestaubsauger absaugen – der umweltverträglichsten Bekämpfungsmethode überhaupt. Privatleute, die den Eichenprozessionsspinner im Garten haben, können XXXX Männer, die mit Schutzanzug und Atemmaske auftreten, selbst bestellen – allerdings auf eigene Kosten.
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners, die Anfang Mai schlüpfen und bis zur Verpuppung fünf bis sechs Entwicklungsstadien durchlaufen, ziehen sich Mitte Juni in bis zu einem Meter lange Gespinstnester zurück. Von dort aus begeben sich die Tiere nachts wie in einer Prozession – daher der Name – auf Nahrungssuche. Bis zu 30 ältere Raupen können dabei nebeneinander her wandern und Bänder von mehr als zehn Meter Länge bilden. Im „Gänsemarsch“ kehren die Raupen am Morgen wieder in ihre Behausung zurück. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppen sich die Insekten und verlassen das Nest im Juli als unscheinbare, graubraune Motten, deren Weibchen nach der Befruchtung jeweils mehrere hundert Eier gut getarnt an den Ästen der Baumkrone ablegen.
Dem Wald selbst können die Raupen trotz ihrer Gefräßigkeit kaum etwas anhaben, da sie bevorzugt einzeln stehende, besonnte Bäume am Waldrand und auch in Wohngebieten befallen. Deshalb ist auch die Wahrscheinlichkeit so groß, dass Menschen im Vorübergehen von dem „Giftpfeilhagel“ getroffen werden. Unmittelbar danach entwickelt sich ein fast unerträglicher Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt. Betroffene sollten nach dem Auftreten allergischer Reaktionen den Arzt aufsuchen und auf Kontakt mit Raupenhaaren hinweisen.
Die akute Gefahr ist während Raupenfraßzeit am größten. Doch weil die Raupenhaare eine lange Haltbarkeit besitzen, siedeln sie sich über Jahre in der Umgebung (Unterholz, Bodenbewuchs) an und können bei Berührungen stets neue allergische Reaktionen auslösen.
„Mehrere tausend Euros“, so verlautet aus dem städtischen Presseamt, hat die Stadt bisher in diesem Jahr für die Bekämpfung der Schädlinge ausgegeben. Dabei habe man sich auf Bäume in besonders diffizilen Bereichen (Kindertagesstätten und Schulen) konzentriert.
Hier ein Bild von dem Viehzeug: