Psychologie der Massen - 1895 und heute

Joaquin

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1895 brachte der Franzosen Gustave Le Bon sein Buch "Psychologie der Massen" heraus und galt damit als Begründer der Massenpsychiologie. Sein Wissen beruhte auf den Beobachtungen der Zeit der Antike, der Französischen Revolution und Napoleons sowie der französischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Wenn man sich jedoch die Kernaussagen durchliest, dann ist es schon erschreckend, dass sich auch heutzutage so gar nichts an diesem Massenverhalten geändert hat. Der Mensch ist in der Masse ein leicht manipulierbarer Teil und wenig Individuum.

Heute laufen immer noch die Menschen wie Lemminge irgendwelchen Ideologien und Anführern hinterher und das in jedem Teil der Welt, von Arm bis Reich, von ungebildet bis vermeintlich aufgeklärt. Traurig aber wahr, wie unfähig die Menschheit ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Hier die damaligen Kernthemen (Quelle Wikipedia):
  • Arten von Massen:
    • A. Ungleichartige Massen (foules hétérogènes)
      • 1. Namenlose Massen (z.B. Straßenansammlungen)
      • 2. Nicht namenlose (z.B. Geschworenengericht, Parlament)
    • B. Gleichartige Massen (foules homogènes)
      • 1. Sekten (politische, religiöse, andere)
      • 2. Kasten (militärische, Priester-, Arbeiterkasten usw.)
      • 3. Klassen (Bürger, Bauern usw.).
  • Wesen, Funktion und Bewertung der Masse:
    • Eine Masse ist grundsätzlich impulsiv, beweglich, irritierbar, suggestibel, leichtgläubig, besessen von übertriebenen und genialen Ideen, intolerant und diktatorisch.
    • Massen transportieren vor allem Ideen und kulturelle Ziele, die jedoch nur von den Wenigen realisiert werden, die von der Masse Distanz halten können.
    • Das Individuum kann nur in der Masse in Höhen aufsteigen oder in Tiefen hinabsinken (meist letzteres).
    • Ursprung von Massen ist die Massenseele, die wiederum aus einer Rassenseele als dem gemeinsamen, ererbten kulturellen Substrat hervorgeht.
    • Angelsächsische Massen reagieren anders als romanische, zeigen oft sogar gegensätzliche Reaktionsweisen.
    • Moderne Massen sind vor allem durch einen schrankenlosen Egoismus charakterisiert, der Zerfall und geistig unfruchtbare Pöbelherrschaft mit sich bringt.
    • Das aufkommende Massenzeitalter ist daher negativ zu bewerten, da die hier nun übermächtigen Massen nicht mehr an Ideale, Überlieferungen und Institutionen gebunden sind.
  • Beeinflussbarkeit und Leichtgläubigkeit:
    • Die Mitglieder einer Masse büßen die Kritikfähigkeit ein, die sie als Individuen haben. Ihre Persönlichkeit schwindet.
    • Die Masse kann Persönliches nicht von Sachlichem unterscheiden.
    • Sie erliegt leicht Suggestionen, deren Wirkung der Hypnose vergleichbar ist, und wird hysterisch; sie ist leicht lenkbar.
    • Sie ist daher auch empfänglich für Legenden, die von meist heldischen Führern und Ereignissen handeln.
    • Die Meinungsbildung in der Masse erfolgt durch geistige Ansteckung.
  • Intelligenz, Emotionalität und Einseitigkeit:
    • Die Masse ist nur wenig intelligent.
    • Sie denkt einseitig grob und undifferenziert im Guten wie im Bösen.
    • Die Masse denkt nicht logisch, sondern in Bildern, die häufig durch einfache Sprachsymbolik hervorgerufen werden.
    • Die Masse ist leicht erregbar, leichtgläubig und sprunghaft. Ihre Emotionalität ist schlicht.
  • Urteile, Handlungen und Überzeugungen der Masse:
    • Die Masse ist im Allgemeinen sehr konservativ.
    • Die Masse kann nicht durch logische Argumente überzeugt werden, sondern nur emotional.
    • Die Masse handelt mitunter uneigennützig, gegebenenfalls auch tugendhaft oder heroisch, dann oft im Überschwang.
    • Die Masse ist unduldsam und herrschsüchtig.
    • Sie kann sehr grausam werden, weit über das dem Einzelnen Mögliche hinaus, und ist bei geeigneter Führung bereit zu Revolutionen.
    • Die Grundüberzeugungen der Masse verändern sich nur sehr langsam.
    • Die moralischen Urteile einer Masse sind unabhängig von der Herkunft oder dem Intellekt ihrer Mitglieder.
    • Die Masse urteilt durch vorschnelle Verallgemeinerung von Einzelfällen.
    • Ihre Überzeugungen nehmen schnell religiöse Züge an und beruhen oft auf Wunschvorstellungen.
  • Führer von Massen:
    • Führer und Ideen erhalten rasch charismatische Eigenschaften (Nimbus bzw. "prestige").
    • Ohne Führer ist die Masse wie eine Herde ohne Hirten.
    • Führer sind keine Denker, sondern Männer der Tat, gelegentlich findet man unter ihnen Nervöse, Reizbare und Halbverrückte.
    • Führer wirken oft durch eine große Rednergabe. Große Führer können einen Glauben erwecken und damit ganze Völker steuern.
    • Führerherrschaft ist meist gewaltsam.
    • Es gibt zwei Arten von Führern: kurzfristig wirksame und langfristige. Das hängt von der Ausdauer ihres Willens ab.
    • Führer wirken vor allem durch drei Methoden: Behauptung, Wiederholung sowie Ansteckung und Übertragung, deren bekannteste Wirkung die Nachahmung ist.
    • Hat ein Führer keinen Erfolg, verliert er rasch seinen Nimbus und geht unter.
Hier noch ein leicht satirisches Video zu diesem Phänomen :)
 
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