Mal eine *fiktive Erzählung* von mir

XxMel1985xX

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Mein geheimes Leben im Internet

Tag für Tag geht er seinem Job in der Bank nach. Mit Zahlen Jonglieren das ist seine Arbeit. Morgens um 8 setzt er sich an seinen Schreibtisch, um ihn herum graue Abtrennwände mit weiteren Tischen an denen viele andere Menschen ihre Arbeit verrichten. Wer den grauen Kasten neben ihm hat weiß er nicht. Er kennt nicht den Namen der Frau die mit einem kleinen Wagen herum fährt und nach der Mittagspause die Akten abholt. Sein Chef hat er einmal gesehen, als er sich vor Jahren in der Firma vorgestellt hatte. Seit dem verrichtet er seinen Dienst. Der Computer ist sein Arbeitsgerät. Er gibt dort Zahlen in Tabellen ein. Schreibt Berichte, studiert Aktienkurven. Er hatte mal Träume, ganz früher einmal, aber die hat er vergessen.

Um 18. 00 Uhr jeden Abend hat er Schluss. Er legt die Berechnungen auf die Ablage. Schaltet den Computer ab, und fährt mit dem Aufzug hinunter um dann mit dem Rad 2 Blocks in sein kleines ein Zimmer Apartment zu fahren. Dort wartet niemand auf ihn. Er legt seine Tasche und seinen Mantel ab. Wirft ein Mikrowellen essen an, und schaltet auf einen kleinen Schreibtisch im kleinen Wohnzimmer mit Kochnische seinen Rechner an. Der Schreibtisch ist alt, es liegen dort Verpackungen von Pfefferzinsbonbons, Zettel, und anderes Zeug herum. Ein Teller steht neben der glänzenden Tastatur. Der große Monitor passt in diesen Schmutz aus Essensresten und Müll überhaupt nicht hinein. Wirkt wie ein Überbleibsel aus einem anderen Leben.

Er setzt sich an den PC mit leuchteten Augen. Sein Mikrowellen Fertiggericht auf den alten Teller neben der Tastatur gestapelt. Es ist nicht schlimm wenn das essen erstmal warten muss und kalt wird, es schmeckt warm wie kalt nicht besonders. Aber das ist er schon gewöhnt. Der Messenger ist sein erster Klick, jeden Abend. Nach dem Anmeldebildschirm öffnen sich drei Nachrichtenfenster sogleich. Ein leichtes Lächeln geht über seine Lippen. Das geschriebene kurz überfliegend startet er den Browser. Über seine Lesezeichenleiste öffnet er gleich mehre Tabs.Er checkt seine E - Mails, schaut in seinem eigenen Forum vorbei ( Es wird Zeit das Layout zu überarbeiten) alles muss neu sein, unverbraucht, sonst verschwendet niemand mehr einen Augenblick die Seiten anzusehen, wenn die Technik nicht hergibt was der User erwartet. Und das weiß er ganz genau was erwartet wird, in der harten Welt des Internets in der die Uhren schneller ticken als in der Realität. R-E-A-L-I-T-Ä-T, wo hört sie auf und wo fängt sein wahres Leben an, das leben das er für wesentlich einfacher und reizvoller hält?

Die E - Mails gelesen, ein paar Forum Threads beantwortet, kurz einmal Google nach den neusten Nachrichten befragt, wandert sein Mauszeiger beschwingt in den Chat. Nickname und Passwort,
N-I-C-K-N-A-M-E und Passwort:
Pitcher104 ********.Ein kleines Überbleibsel als er noch im Stadion war, unter tausenden Menschen und doch Mutterseelen allein, seine Zeit war schon längst vorüber.

Ein klick in einen andere Welt. Eine Dame mit dem einfallsreichen Namen SüßeMaus32 flüstert ein fröhliches Hallo an ihn. Es erfüllt ihn ein befreites Gefühl, das Gefühl wie in der Bekannten Umgebung zu sein. „Hallo Maus“ schreibt er. Sie ist seine allerbeste Freundin, irgendwo in New York hat sie ihre kleine Wohnung, wo genau? Er weiß es nicht. Er hat noch nie gefragt glaubt er, vielleicht erinnert er sich auch nicht mehr. Egal. Sie tauschen ein paar Worte aus, nichts was zu weit in die Realität abschweifen würde. Chatgeplänkel eben, Menschen die nichts von sich Preis geben, Angst vor anderen Menschen haben, aber trotzdem nicht allein sein wollen.

Und dann plötzlich in roter Schrift, EINLADUNG - Raumname: Geflüstert, ein Backslash, ein paar Worte eingegeben und er findet sich wieder in einem Raum mit Rosarotem Hintergrund. Ein Name, mit noch Rosaroterer Schrift erscheint sogleich. Ihre Botschaft ist nur für ihn bestimmt. „Hallo Pitch“ du hast mir gefehlt!“Sein Herz beginn zu rasen. Das Mikroellen Essen ist längst kalt geworden, und steht unberührt an seinem Platz. Er steht auf geht schnellen Schrittes zum Kühlschrank, holt sich eine eisgekühlte Flasche Bier heraus und beeilt sich wieder zu seinem Rechner zu gelangen. Seine Hände gleiten über die Tasten ohne nachzudenken. Bereit für eine weitere Nacht vor dem Monitor. Seine Hand tastet nach dem Flaschenöffner unter alten Zeitungen vergraben, ohne den Blick gebannt vom Monitor abzuwenden. Die Worte erscheinen wie eine Erlösung. Endlich kann er wieder er sein.

Ein Telefon hat er nicht, er braucht auch keins, es würde eh nicht klingeln. Und den Kontakt zur Außenwelt kann er ja aufrecht erhalten, über sein Internet.

Nach einer langen Nacht im Chat, vielen aufwendigen Arbeiten an seiner Seite, vielen getippten Sätzen in den Messenger - Fenstern zu Freunden mit Namen: Boy76, KamillaNy und anderen. Jene die keinen Wert darauf legen sein Unscheinbares äußeres zu sehen, niemand der unangenehme Fragen stellt, der seine kleine Welt ins wanken bringt. Sein Herz fühlt sich leicht an, aber trotzdem immer wieder dieses Engegefühl in der Brust, er weiß nicht woher, aber Google hat schon eine Antwort.

Am nächsten Morgen steht er wieder Spalier im grauen Kasten, mit den Namenlosen Menschen, in einem Job den er eigentlich niemals wollte. Wenn dann Abends aber das sanfte Licht des Monitors aufs neue den dunklen Raum erhellt, weiß er wieder wofür es sich zu leben Lohn und wer er wirklich ist.....
Pitcher104.
 
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