Den Amerikanern war es endlich gelungen ihren Topspion in Moskau
einzuschleusen. Der Mann war 5 Jahre lang ausgebildet worden. Sie hatten
ihm alles beigebracht, was sie über Russland wussten. Er war total auf
Russe getrimmt. Am Ende der Ausbildung bezweifelte er ernsthaft seine
amerikanische Staatsbürgerschaft. Er fühlte wie ein Russe. Kurz und gut: Es
gab keinen Besseren! Sein erster Auftrag führte ihn in eine kleine
russische Kneipe. Er setzte sich an einen Tisch und bestellte eine Flasche
Wodka, die er in einem Zug leerte.
Der Wirt nickte anerkennend und meinte: ‘Briderchen, Du saufst wie ein
Russe, aber Du bist keiner!’ Unserem amerikanischen Freund lief es eiskalt
den Rücken herunter. Sollten die ganzen harten Jahre der Ausbildung umsonst
gewesen sein? Konnte es sein, dass der erste Russe, der seinen Weg kreuzte,
seine Tarnung durchschaut hatte? Hatten sie die Russen doch unterschätzt?
Hatte sein Deo versagt? Während ihm noch diese quälenden Fragen durch den
Kopf gingen, sprang er auf, griff sich eine Balaleika, die zufällig
herumlag und spielte so gut, dass alle anwesenden begeistert klatschten und
ihm zujubelten. Und das Lied, das er dazu sang war so traurig, dass sogar
den anwesenden KGB-Agenten die Tränen herunterliefen. Auch der Wirt
klatschte Beifall, doch etwas im Gesicht des Mannes ließ unseren Spion das
Blut in den Adern gefrieren, denn der Wirt meinte: ‘Bravo, Briderchen, Du
spielst und singst besser als jeder Russe, aber…. DU BIST KEIN RUSSE!’
Jetzt wollte es unser Mann aber wissen. Er gab, der ebenfalls anwesenden
Band einen Wink und als diese eine wilde Melodie anstimmte, begann er einen
Kasachok zu tanzen, das allen Hören und Sehen verging. Er wirbelte durch
die Kneipe und alle weiblichen Herzen flogen ihm zu. Als er erschöpft
endete und das letzte Mal seine Beine weit hinausgeschleudert hatte, dachte
er, jetzt kann aber niemand mehr Zweifel an seinen Identität haben. Doch
das leichte Kopfschütteln des Wirtes, dass er in der tobenden Menge
ausmachte, belehrte ihn rasch eines besseren. Hier hatte er seine Meister
gefunden. Sicherlich war er ein hohes Tier beim KGB, der natürlich schon
lange über seinen Einsatz gewusst hatte und seinerseits seinen Topmann auf
ihn angesetzt hatte. Mit hängendem Kopf und Schultern ging er auf ihn zu.
Der Wirt empfing ihn mit einem Seufzer: ‘Briderchen, Briderchen, Du tanzt
wie ein russischer Gott, aber Du bist kein Russe!’ Das war zuviel für
unseren wackeren Helden. Schluchzend brach er zusammen und stammelte nur
noch: ‘Ja, ja, Du hast recht, aber wie, in aller Welt konntest Du das
wissen?’ Der Wirt zuckte leicht mit den Schultern und meinte: ‘Bei uns in
Russland gibt es keine Schwarzen!