Horst Tappert alias Derrick war bei der Waffen-SS

Joaquin

Administrator
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Das hat schon für einiges Aufsehen gesorgt. Der beliebte Volksschauspieler Horst Tappert, besonders in seiner rolle als Kommisar Derrick, war bei der Waffen-SS. Nun überlegt man sich , ihm so einige verliehene Titel abzuerkennen und auch das ZDF will keine Wiederholungen seiner Sendungen mehr zweigen. Andere Länder wie Schweden haben seine Serien auch aus dem Programm genommen, denn immerhin war die Serie Derrick eines der erfolgreichsten Exportschlager der deutschen Fernsehlandschaft.

Merkwürdig ist aber schon, dass immer wieder die SS-Vergangneheit von gewissen Promis erst dann auftaucht, wenn diese schon längst verstorben sind.
 

Der müde Joe

Aktives Mitglied
Männliche Deutsche seines Jahrgangs, er war zu Kriegsende 22, wurden nun einmal eingezogen und einige waren auch bei der SS. Das ist an sich nichts neues. Auch Günter Grass hat solche Passagen in seiner Biographie und viele andere, von denen man es weiß oder von denen man es noch nicht weiß, ebenfalls. Das alleine ist aus meiner Sicht kein Skandal und das sollte nicht überbewertet werden von Menschen, die in Frieden und Freiheit aufgewachsen sind. Jedenfalls nicht, solange nicht konkretere Vorwürfe sich als substanziell erweisen. Immerhin war er erst zehn, als die Nazis an die Macht kamen. Zu Zeiten ohne Satellitenfernsehen und Internet war man sicher noch anfälliger für Propaganda. Solange er nicht direkt mit Verbrechen in Zusammenhang gebracht werden kann oder eine entsprechende Gesinnung auch zu späterer Zeit nachgewiesen werden kann, sollte man es als Jugendsünde bewerten.

Letztendlich sehe ich auch keinen direkten Zusammenhang mit seinen schauspielerischen Leistungen und seiner SS-Vergangenheit. Und ich kann auch nicht erkennen, daß irgend etwas nachträglich besser dadurch würde, daß man die Sendungen nicht mehr wiederholt, immerhin war Derrick auch ein Stück deutsche Zeitgeschichte und ein internationaler Exportschlager. Würde man alle Künstler (und andere Personen des öffentlichen Lebens) aus dem Programm nehmen, die während der NS-Zeit (oder auch in der DDR) Mitglied der Partei oder ihr nahestehender Exekutivorganisationen waren, würden sich erhebliche Lücken auftun.
 

Joaquin

Administrator
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Auf jeden Fall war er zu Lebzeiten nicht ehrlich gewesen und hat dieses kleine Kapitel seine Lebens verschwiegen. Da fragt man sich dann auch, warum? Hatte er doch etwas mehr zu verheimlichen?
 

Der müde Joe

Aktives Mitglied
Wahrscheinlich hat er genau das gefürchtet, was jetzt eingetreten ist, immerhin wurde "Derrick" ja in die ganze Welt verkauft. Daß er selbst damit nicht hausieren gegangen ist, kann ich ansatzweise nachvollziehen, aber es ist erstaunlich, daß ihn auch niemand anders geoutet hat, immerhin gibt es ja Unterlagen darüber und er war sicher auch nicht allein.
 

Der müde Joe

Aktives Mitglied
Das meinte ich in meinem ersten Post ("sollte nicht überbewertet werden von Menschen, die in Frieden und Freiheit aufgewachsen sind"). Im Nachhinein ist es leicht zu sagen: "Das, was Du da gemacht hast, war schlimm und falsch." Wer heute kommod in einem Rechtsstaat lebt, hat leicht reden. Ich muß ganz ehrlich sagen, wenn ich meine ganze Kindheit über indoktriniert worden wäre, ich wüßte nicht, wie ich mich mit 18 entschieden hätte, wenn ich im III. Reich oder in der DDR gelebt hätte. Und deshalb maße ich mir auch nicht an, über andere zu richten.


 

Elfenbein

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Bei uns in Stuttgart haben die auch den Hans Filbinger (Ministerpräsident Baden-Württembergs) wieder Ausgegraben, wegen seiner Vergangenheit. Damals war es halt so. Entweder fressen oder gefressen werden, dann lieber fressen.
 
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Gast4188

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Als Mitglied der SA und NSDAP konnte man natürlich Bundespräsident werden - aber ein Schauspieler mit SS-Vergangenheit, das geht gar nicht :sauer:

Und Militärrichter, der 1943 - 45 noch Todesurteile ausgesprochen hat, und Ministerpräsident (@elfenbein sprach es schon an), dass geht auch :wuetend:

Vielleicht, wenn Tappert CDU-Mitglied gewesen wäre........ :rolleyes:
 

Joaquin

Administrator
Teammitglied
Aber die Schlampereien die früher (auch bewusst) gemacht wurden, sind keine Rechtfertigung für andere oder einen Tappert!
 
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Gast4188

Guest
Ich muß ganz ehrlich sagen, wenn ich meine ganze Kindheit über indoktriniert worden wäre, ich wüßte nicht, wie ich mich mit 18 entschieden hätte, wenn ich im III. Reich oder in der DDR gelebt hätte. Und deshalb maße ich mir auch nicht an, über andere zu richten.

So sehe ich das auch, und wir sollten die Kirche doch im Dorf lassen.

Hat man Filbinger das Große Verdienstkreuz mit Stern am Schulterband sowie das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aberkannt?
Oder Carstens auch nur eine seiner zahlreichen Ehrungen? Nein, eine Brücke haben sie nach ihm benannt (in Bremen 1999)

Die ganze Empörung über die Schandtaten eines 20-Jährigen erscheint mir doch in hohem Maße scheinheilig :mad:
 
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