Gedichte, Lyrik und Balladen

K

Kaschek

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Die Gretchenfrage. In einem innigen Moment von einer dementen 92 jährigen Dame komplett zitiert. Nur für mich auf der Terasse. Sie hat Faust früher im Rundfunk gesprochen und kann noch heute weite Teile auswendig und das mit einer Betonung und Ausdruck in der Stimme, die einzigartig ist. Das sind die Momente im Leben, die zählen. Danke Steelcook für das ganz besondere Buch mit den schönen Gedichten, es hat ganz besonders ihr eine große Freude gemacht. :)

GRETCHEN: ... Glaubst du an Gott?
FAUST: Mein Liebchen, wer darf sagen:
Ich glaub an Gott!
Magst Priester oder Weise fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Spott
Über den Frager zu sein.
GRETCHEN: So glaubst du nicht?
FAUST: Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht!
Wer darf ihn nennen
Und wer bekennen:
Ich glaub' ihn.
Wer empfinden
Und sich überwinden
Zu sagen: ich glaub ihn nicht!
Der Allumfasser,
Der Allerhalter,
Faßt und erhält er nicht
Dich, mich, sich selbst?
Wölbt sich der Himmel nicht dadroben?
Liegt die Erde nicht hierunten fest?
Und steigen freundlich blickend
Ewige Sterne nicht herauf?
Schau ich nicht Aug in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Haupt und Herzen dir
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar-sichtbar neben dir?
Erfüll davon dein Herz, so groß es ist,
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist,
Nenn es dann, wie du willst:
Nenns Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsglut.
GRETCHEN: Das ist alles recht schön und gut;
Ungefähr sagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein bißchen andern Worten.
FAUST: Es sagens allerorten
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
Jedes in seiner Sprache:
Warum nicht ich in der meinen?

 
S

steelcook

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Erfüll davon dein Herz, so groß es ist...


Es hat mich gefreut, das alles lesen zu dürfen.




 
K

Kaschek

Guest
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Erfüll davon dein Herz, so groß es ist...



Nenn es dann, wie du willst:
Nenns Glück! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;


Ich wünschte, du hättest das hören können; ich habe geweint. Sie weiß nicht, wie alt sie ist, sie weiß nicht wie der Baum heißt, den ich ihr 1 Minute vorher benannt habe und sie findet ihr Zimmer nicht ohne Hilfe und doch hat sie mir unbewusst schon oft geholfen. Mit ihrer Lebensweisheit. Mit genau diesen Worten.
 

Wolle

Bekanntes Mitglied
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Ich wollte, ich wär' eine Fledermaus,
Eine ganz verluschte, verlauste,
Dann hing ich mich früh in ein Warenhaus
Und flederte nachts und mauste,
Daß es Herrn Silberstein grauste.
Denn Meterflaus, Fliedermus, Fledermaus –

(Es geht nicht mehr, mein Verstand läuft aus.)
Joachim Ringelnatz
 

irmi_Keller

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Ich habe oft nach der Wahrheit gesucht
in Büchern
in meinem Erleben
in Bibeln
in Karten
in Glaubensgemeinschaften


ich finde ab und zu ein Stückchen davon, überall und nirgends
ich finde sie in Dingen die mir an Herz gewachsen sind wie Freunde
es fühlt sich schön an frei zu denken.

Ein Freidenker wie Hermann Hesse ist so ein Freund auch wenn er schon tot ist
das nenne ich Ewigkeit
Natur wo nichts einfach so verschwindet
aber alles sich erneuert, wenn ich es zulasse


Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Schütteln



Auf Flaschen steht bei flüssigen Mittel,

Man müsse vor Gebrauch sie schütteln
Und dies begreifen wir denn auch
Denn zwecklos ist es nach Gebrauch
Auch Menschen gibt es, ganz verstockte
Wo es immer wieder lockte
Sie herzhaft hin und her zu schwenken
In Fluß zu bringen so ihr Denken Ja, sie zu schütteln voller Wut
Doch lohnt sich nicht ,daß man das tut
Man laß sie stehn an ihrem Platz
Samt ihrem trüben Bodensatz.


Eugen Roth
 

Wolle

Bekanntes Mitglied
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Was dem Auge dar sich stellet,
Sicher glauben wirs zu schaun;
Was dem Ohr sich zugesellet,
Gibt uns nicht ein gleich Vertraun.
Darum deine lieben Worte
Haben oft mir wohlgetan;
Doch ein Blick am rechten Orte,
Übrig läßt er keinen Wahn.

Goethe
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Das Geld

Daß unser Geld nicht bleibt gesund,

Hat, wenn man nachdenkt,guten Grund:

Unschuldig selbst,wird´s arg mißbraucht:

Versoffen wird`s , verlumpt, verraucht;

Mit Aderlaß und Währungsschnitt

Spielt mancher Pfuscher bös ihm mit.

Bald wird es fiebernd heiß begehrt,

Bald kalt verachtet, weil nichts wert.

Leichtsinning auf den Kopf gehaun,

Verliert es bald sein Selbstvertrauen.

Oft zwischen Erd und Himmel bang

Schwebt es, als Kaufkraftüberhang.

Dann wird´s gedrosselt von den Banken-

Der ganze Kreislauf kommt ins Wanken.

Hier wird´s zum Fenster rausgeschmissen,

Dort alle Welt mit ihm besch.....

Im Kampf um´s Dasein wird`s zerrieben,

Als Steuer herzlos eingetrieben.

Auch macht es glücklich nicht allein;



Als Mitgift gar kanns giftig sein !

Man will mit ihm bestechen, schmieren -

Und dann solls noch die Welt regieren !


Das alles, wie´s auch wirkt und schafft,

Geht schließlich über seine Kraft !

Eugen Roth
 

Wolle

Bekanntes Mitglied
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Prelude to a greater love


ASCENSION, every time we make LOVE
ENLIGHTENMENT, Every time we make LOVE
ILLUMINATION, Every time we make LOVE
Dancing with GOD , every time we make LOVE
Swimming in ETERNITY INFINITY IMMORTALITY
YES every time we make LOVE
SUPERNOVA SUPREME, every time we make LOVE
Every time we make LOVE
The WORLD becomes brighter
Let us NOT yield into FEAR
FEAR brings DARKNESS
DARKNESS brings HATE
HATE brings VIOLENCE
VIOLENCE brings BRUTALITY
BRUTALITY brings HURT
HURT brings PAIN
PAIN brings SUFFERING
SUFFERING brings UNFORGIVING
UNFORGIVING brings HEARTLESS
HEARTLESS brings ZERO COMPASSION
ZERO COMPASSION brings WAR
Soldiers of LIGHT
Weapons of mass COMPASSION
Aim for the HEART
Transform not death
With LIGHT and LOVE only
PEACE

by Carlos Santana
 

Wolle

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"Sie faule, verbummelte Schlampe,"
Sagte der Spiegel zur Lampe.
"Sie altes, schmieriges Scherbenstück,"
Gab die Lampe dem Spiegel zurück.
Der Spiegel in seiner Erbitterung
Bekam einen ganz gewaltigen Sprung.
Der zornigen Lampe verging die Puste.
Sie fauchte, rauchte, schwelte und rußte.
Das Stubenmädchen ließ beide in Ruhe,
Und doch: Ihr schob man die Schuld in die Schuhe.
:D

Joachim Ringelnatz
 

irmi_Keller

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Sprache der Musik

Ach,wenn es doch gegeben wärd vom höchsten Geiste,
Im Wort nicht nur in enger Brust,wie Sturmwind kreiste
Und oft die Seele dehnte zum Zerspringen

Wie sind auch Worte ein so enges Bette
Drin sich des Herzens Flut nicht mag bequemen
Allein in Tönen - wer die Sprache hätte
Mag höchste Wonne, tiefstes Weh verströmen

Musik ist Springquell wildester Gewalten,
wie zarter Gefühle - Nur in Tönen
Kann, was der Seele Einheit scharf gespalten
Zu Harmonie vollkommen sich versöhnen


Karl Ernst Knodt
 

Wolle

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Herbst

In den Reben lieg ich hier,
Grün und gelb umrankt,
Wo die schwere Traube mir
Um die Lippen wankt.

Netze sie mit frischer Kost,
Herbst, ich wittre was –
Hast du denn noch keinen Most,
Alter Herr, im Faß?

Ist es noch nicht Kelterzeit
In dem Garten hier?
Mach dich, Winzerin, bereit
Und komm her zu mir.

Traub an Traube dränget sich
Deinen Händchen zu,
Bittend: Ach, zerdrück mich,
schönes Mädchen du!

von Wilhelm Müller
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Vorwort:
Da ich ja oft nicht weiß, wenn ich im Internet ein Gedicht finde, ob ich es hier posten darf, habe ich den Verfasser dieses Gedichtes ausfindig gemacht.

Er lebt in Österreich und Ich habe soeben mit ihm telefoniert.

Er hat sich sehr über meine Anfrage gefreut und ja, ich darf.

Ich habe ihm auch unsere Adresse gegeben.

Die Seite seiner Hompage stelle ich auch noch ein
hier ist sie Gedanken.at

Im Gegensatz zu mir ist er auch bei Facebook

das muste ich euch jetzt schnell mal erzählen.

die irmi
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Life

So die Theorie, wunderschöne Theorie.


Leben heißt lernen
dass wir uns Zeit nehmen müssen,
wenn wir welche haben wollen,
das wir verantwortlich sind
für Gedachtes und Nichtgedachtes,Gesagtes und Nichtgesagtes
G
etanes und Nichtgetanes
dass der Sinn des Lebens
darin liegt, immer die Liebe
und das Leben im Sinn zu haben.

Leben heißt lernen
dass es nicht darauf ankommt
ob wir uns etwas schenken
sondern darauf
das wir im Stande sind
uns gegenseitig etwas zu geben
dass das Wesen des Lebens
die Veränderung ist
dass wir Liebe säen müssen
wenn wir Liebe ernten wollen

Ernst Ferstl
 

Panzer

Aktives Mitglied
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Prima, irmi, mein Kompliment und mein Dank für diesen Einsatz. So wird Literatur doch gleich viel persönlicher. Und mit diesem Bezug liest man die Zeilen irgendwie auch intensiver. Geht mir jedenfalls so.

Im Übrigen kam mir der Name Ernst Ferstl gleich bekannt vor. Und ausnahmsweise musste ich gar nicht so lang suchen in meinen Gehirnwindungen. ;) Der Autor ist auf aphorismen.de relativ prominent vertreten und hat da ein paar nachdenkenswerte Sätze drauf.
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Das war ein Einsatz der mir sehr viel Freude berreitet hat.

Ich werde ihm auch mal schreiben, da so ein Auslandsgespräch teuer werden könnte
(bei meiner Quasselschnute):eek:

@Panzer deine Gehirnwindungen sind bestimmt auch ein Abenteuer für Hirnforscher :)
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Die Berührung der Sinne

Die Sinnlichkeit, die mich zur Besinnung sinken lässt

warm und weich, wie süßer Wein.

Die Sinnlichkeit die mich mit Macht und Glück erfüllt
macht mich stark und schön

Mein Geliebter wo bist du ?

" Hier bin ich" sagte der Wind und die Welt.
 

irmi_Keller

Bekanntes Mitglied
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Kopf oder Zahl ?

Nur 2 Seiten
2 Möglichkeiten

wieso habe ich es so lange Zeit geglaubt ?

Ich bin nicht platt wie eine Münze
alle meine Seiten sind sehr vielfälltig
und alle zusammen bin ich
Welche Möglichkeiten der Entdeckung bin ich ?
bis du
 
G

Gast269

Guest
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Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,​
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was er damals tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.​


Theodor Fontane
 
G

Gast269

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@ Wolle

Mein Sohn musste das Gedicht für die Schule lernen, wir ham alle Versionen im Inet angesehn und gehört ...deine Version auch. :D

Dachte, mit dieser hier lernt ers am schnellsten, aber leider kann er immer noch nicht das gesamte Gedicht. :confused:

 

Stonebrooker

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Vor kurzem erst war ich wieder einmal dort. :)

Im Umland von Berlin.

Auf dem Gut des Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. :)
 
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