Cheetahlady
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Das waren noch Zeiten ......
Wieder einmal habe ich von etwas „liebgewonnenen“ Abschied genommen.
Von XP / Outlook Express zu Win 7 / Win 10 mit Thunderbird. Keine hübsch gestalteten Mails in Form von digitalem Briefpapier, das „Geschreibsel“ mit Musi öffnen usw. usw. und vor allem, kein Quelltext mehr.
Ja, das waren noch Zeiten, als ich den Briefträger kaum erwarten konnte. Schnell den Brief öffnete, um an die, so oft langersehnten Zeilen, zu kommen. Schon die Handschrift verriet die Schreiberin oder den Schreiber. Manchmal enthielt der Brief eine kleine gepresste Blume, ein Blatt oder eine Locke des Sohnes, der Tochter. Ich schaute nach dem Datum, wann der Brief verfasst wurde und zählte die Tage bis zur Ankunft. Spanien/Deutschland 3 Tage, DDR, naja das dauerte manchmal länger. Dorthin waren Briefe die einzige Verbindung, um das Familienleben einigermaßen aufrecht zu erhalten. Vielleicht konnte ich auch das Befinden des Schreibers oder der Schreiberin ablesen, wenn es nicht in Worte gekleidet war. Briefe waren Kostbarkeiten, ich konnte sie an mich drücken, sie bewahren, ins stille Kämmerlein mitnehmen oder bei mir tragen.
Und ich wiederum wählte einen Ort, der überall sein konnte, im Wald, im Garten, unter einem Baum, am Strand, diese Zeilen zu beantworten. Schönes Briefpapier, Füller der vorher betankt wurde. Langsam, mit Bedacht wurden Erlebnisse, allgemeines aus dem täglichen Leben erzählt, Buchstabe für Buchstabe. Ein Brief musste ordentlich geschrieben sein, Verbesserungen störten den Gesamteindruck. Die Orthographie musste sitzen. Sollte die Schrift einmal etwas zittrig oder gequält aussehen, teilte ich es dem Empfänger entschuldigend mit, weil er vielleicht auf den Knien oder auf dem Bauch geschrieben wurde, ein Zeichen der Vertrautheit. Briefmarken, nach Möglichkeiten, Sondermarken wurden rechts oben sorgfältig in die Ecke geklebt und dann mit Empfänger versehen, zum nächsten Briefkasten gebracht.
Ich war am Überlegen, wann ich den letzten Brief schrieb, vor ein paar Jahren, geschrieben in написанных накириллице. Diese Schrift war für mich wie Kalligraphie. Ansonsten kommt meine Handschrift nur noch zum Zuge, zu besonderen Anlässen.
Heute ist es nicht besser und schlechter als früher, nur anders. Diese „Andersartigkeit“ muß ich annehmen.
Einen schönen Sonntag
Bärbel
Deshalb sind Briefe
so viel wert, weil sie das
Unmittelbare des Daseins
aufbewahren.
(Goethe)
so viel wert, weil sie das
Unmittelbare des Daseins
aufbewahren.
(Goethe)
Wieder einmal habe ich von etwas „liebgewonnenen“ Abschied genommen.
Von XP / Outlook Express zu Win 7 / Win 10 mit Thunderbird. Keine hübsch gestalteten Mails in Form von digitalem Briefpapier, das „Geschreibsel“ mit Musi öffnen usw. usw. und vor allem, kein Quelltext mehr.
Ja, das waren noch Zeiten, als ich den Briefträger kaum erwarten konnte. Schnell den Brief öffnete, um an die, so oft langersehnten Zeilen, zu kommen. Schon die Handschrift verriet die Schreiberin oder den Schreiber. Manchmal enthielt der Brief eine kleine gepresste Blume, ein Blatt oder eine Locke des Sohnes, der Tochter. Ich schaute nach dem Datum, wann der Brief verfasst wurde und zählte die Tage bis zur Ankunft. Spanien/Deutschland 3 Tage, DDR, naja das dauerte manchmal länger. Dorthin waren Briefe die einzige Verbindung, um das Familienleben einigermaßen aufrecht zu erhalten. Vielleicht konnte ich auch das Befinden des Schreibers oder der Schreiberin ablesen, wenn es nicht in Worte gekleidet war. Briefe waren Kostbarkeiten, ich konnte sie an mich drücken, sie bewahren, ins stille Kämmerlein mitnehmen oder bei mir tragen.
Und ich wiederum wählte einen Ort, der überall sein konnte, im Wald, im Garten, unter einem Baum, am Strand, diese Zeilen zu beantworten. Schönes Briefpapier, Füller der vorher betankt wurde. Langsam, mit Bedacht wurden Erlebnisse, allgemeines aus dem täglichen Leben erzählt, Buchstabe für Buchstabe. Ein Brief musste ordentlich geschrieben sein, Verbesserungen störten den Gesamteindruck. Die Orthographie musste sitzen. Sollte die Schrift einmal etwas zittrig oder gequält aussehen, teilte ich es dem Empfänger entschuldigend mit, weil er vielleicht auf den Knien oder auf dem Bauch geschrieben wurde, ein Zeichen der Vertrautheit. Briefmarken, nach Möglichkeiten, Sondermarken wurden rechts oben sorgfältig in die Ecke geklebt und dann mit Empfänger versehen, zum nächsten Briefkasten gebracht.
Ich war am Überlegen, wann ich den letzten Brief schrieb, vor ein paar Jahren, geschrieben in написанных накириллице. Diese Schrift war für mich wie Kalligraphie. Ansonsten kommt meine Handschrift nur noch zum Zuge, zu besonderen Anlässen.
Heute ist es nicht besser und schlechter als früher, nur anders. Diese „Andersartigkeit“ muß ich annehmen.
Einen schönen Sonntag
Bärbel