DAS SPANISCHE GESUNDHEITSSYSTEM, 2. Teil

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Anonymous

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EIN ERFAHRUNGSBERICHT

Wer auf Dauer in Spanien lebt und das Glück hat älter und älter zu werden, kommt mit ziemlicher Sicherheit nicht an einem Krankenhausaufenthalt vorbei.
Auch wenn ich jetzt darüber meine Erfahrungen niederschreibe, bitte ich immer zu berücksichtigen, dass sich die „Zustände“ von Region zu Region und von Krankenhaus zu Krankenhaus gewaltig unterscheiden können. Vorweg noch eines: die medizinische Betreuung war wirklich einwandfrei!
Meine speziellen Erfahrungen betreffen das alte Krankenhaus „La Fe“ in Valencia. Der Neubau ist noch nicht fertig – die Crisis lässt grüßen.
Hier in Spanien geht alles ganz schnell – wenn es denn mal geht! So erhielt ich nach einer Wartezeit von nur einem Monat einen Anruf, mich in 4 Tagen morgens um 9 Uhr im „La Fe“ einzufinden. Valencia liegt von meinem Wohnort immerhin rund 100 km entfernt. Spanienerfahren wie wir nun mal sind, bat ich meinen Mann vor dem Krankenhaus zu warten. Ich wollte sicher sein, dass ich auch wirklich an diesem Tag dort aufgenommen wurde. Ich fragte also bei der zuständigen Stelle. Ja, ich würde aufgenommen. Auf meine Frage, ob ich ab sofort im Krankenhaus bleiben müsse, kam ebenfalls ein klares „Ja“. Also eine kurze SMS an meinen Mann und er fuhr wieder heim.
Nach einer letzten Blutuntersuchung wurde mir mein Zimmer gezeigt. Ich muss dazu bemerken, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt immer nur in Privat-Krankenhäusern war. Also 5-Sterne-Luxus-Einzelzimmer, Traumbad, Speisekarte zur Auswahl… Und nun wurde ich in ein winziges Kämmerchen geschoben, das mit den zwei darin stehenden Betten und den zwei winzigen Schränkchen total überladen war. Oh ja, es gab auch ein Bad – besser gesagt: eine Toilette. Zum Duschen bitte über den Gang!

Nein, ich bin kein Luxusweib, aber der Unterschied war halt etwas krass. Kaum auf diesem Kämmerchen meinte die nette Schwester: „So, Du kannst jetzt machen was Du möchtest. Aber seit bitte spätestens um 20 h wieder hier. Mittagessen geht, aber dann nichts mehr. Morgen ist die OP!“ – Ich war sauer. Mein Schatz befand sich lange wieder auf der Autobahn. Was blieb mir übrig: ich erkundete ein Stückchen Valencia, tafelte fürstlich (wer weiss, wann ich das nächste Mal etwas zu Essen bekommen würde?) und fand mich am späten Nachmittag wieder in meinem Zimmerchen ein. Eine Schwester rückte an, drückte mir einen himmelblauen Pyjama (mit Hosenstall) in die Hand und schickte mich zum Duschen. Irgendwie fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Wie froh war ich, wenigstens das Zimmer für mich allein zu haben. Die Nacht kam, ich ging ins Bett und suchte nach der Fernbedienung zur Einstellung des Kopf- und Fußteils. Nicht zu finden. Ich fragte die Schwester (übrigens ist mir noch niemals in meiner reichen Krankenhauserfahrung so ein liebenswürdiges, hilfsbereites Personal begegnet, wie bei der Sozialversicherung). Sie fragte, ob ich den Kopf höher haben wollte und fing auf mein Nicken an, wild am Fußende des Bettes zu kurbeln. Ich staunte nicht schlecht. Wie bei einem Oldtimer, konnte man das Bett nur über eine Kurbel bedienen. Ich fragte, was ich nach der Operation machen soll, wenn ich die Einstellung verändert haben möchte. Ich konnte dann sicher nicht fröhlich aus dem Bett hupfen. Sie Schwester lächelte, drückte mir die Rufklingel in die Hand und sagte: „Einfach drücken. Ich bin sofort da!“
Die Nacht verging, die Operation auch. Nach zwei Tagen Intensivstation wurde ich wieder in mein Zimmer gebracht – doch ich war nicht mehr allein. Eine alte Dame lag im Nachbarbett. Davor auf einem Sesselchen hockte ihr Ehemann. Mir war das in dem Moment ziemlich egal, ich war noch voller Medikamente und hatte einen Dröhnkopf. Es war ruhig im Zimmer, ich schlief ein. Doch dann wurde ich aus meinem Erholungsschlaf gerissen. Die spanische Familie war eingetroffen. Drei erwachsene Kinder nebst Ehepartner und den lieben Enkelchen. Himmel! Es war laut wie bei einem Fußballspiel in der Südkurve. – Sagen mochte ich nichts. Erstens bin ich Ausländerin und zweitens waren die in der Überzahl. – Endlich, nachdem sie mehrmals von der Schwester aufgefordert wurden, trollte sich die liebe Familie. Ich hatte die Augen geschlossen und bemerkte nicht, dass einer zurückblieb: der Ehemann. Nur durch eigenartige Knittergeräusche wurde ich aufmerksam und sah mit Erstaunen, dass der kleine Mann sich eine Matte vor das Bett seiner Frau legte und sich darauf zum Schlafen niederließ. Ich war platt. Wie sollte das denn gehen? Es konnte ja nicht einmal mehr eine Schwester das Zimmerchen betreten, wenn ich sie brauchte. Und – befestigt am Tropf und auch sonst total daneben – ich konnte nicht aufs Örtchen. Peinlichkeit kroch in mir hoch, als ich dann dringend die Schwesternklingel betätigen musste. Nun lief ab, was sich in den kommenden Tagen und Nächten sehr häufig wiederholen sollte:
Tür öffnete sich einen Spalt, Männchen stand von der Matte auf, rollte sie zur Seite, verließ den Raum, die Schwester schwang die Bettpfanne, verließ den Raum, Männchen kam zurück, rollte die Matte wieder aus und legte sich drauf. – Doch eigentlich war das nicht das Schlimmste. Richtig schlimm wurde es jeden Abend, wenn die Verwandtschaft anrückte. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie glücklich ich war, nach einer Woche diesem Irrenhaus entkommen zu können.
 
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Anonymous

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Das find ich heiß! Männer und Frauen in einem Zimmer. Naja, nichts dagegen, wenn die Jungs noch knackig sind.
Aber mal im Ernst: ist sowas überhaupt erlaubt?
 
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Hallo Mari, ehrlich gesagt: ich weiss es nicht. Ich mochte nicht fragen. Es waren ja auch zwei liebe alte Leutchen, die nun nicht gerade wild rumgepoppt haben in der Nacht... also insofern.
Peinlich war es nur für mich, da ich nicht aufstehen konnte.
 
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Anonymous

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Aber wenn schon, dann doch gleiches Recht für Alle. Soweit ich verstanden habe, lebt Du doch schon viele Jahre hier. Also hättest Du Deinen Mann wenigstens für eine Nacht mal ebenfalls dort schlafen lassen sollen. Nur um denen mal aufzuzeigen, wie unmöglich sowas ist. Wenn es Einzelzimmer sind, ist das ja noch Okay!
 
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